Projekt

Mit Ventil zum Ziel: Alternativen zu Hass und Gewalt

ZFD-Akteur

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Projektland

Israel
Palästinensische Gebiete

Projektlaufzeit

2014 bis 2022

Konfliktkontext: Religiös aufgeladen, hochgradig militarisiert, komplex und festgefahren, das sind die Merkmale des Nahostkonflikts, der seit über 70 Jahren währt. Auf die Staatsgründung Israels 1948 folgte unmittelbar der erste „Israelisch-Arabische Krieg“, der mit umfangreichen Vertreibungen der in der Region ansässigen palästinensischen Bevölkerung einherging. Seitdem kam es vielfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. 1967 besetzte Israel das Westjordanland und den Gazastreifen, Gebiete, die nach dem „UN-Teilungsplan für Palästina“ von 1947 der palästinensischen Bevölkerung zustehen. Gaza blieb bis 2005 besetzt, das Westjordanland ist in großen Teilen weiterhin unter israelischer Kontrolle. Der andauernde israelische Siedlungsbau macht aus dem Gebiet einen Flickenteppich. Die palästinensische Bevölkerung ist hier Repressionen wie Landenteignung, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt. Der Gazastreifen wird seit 2007 durch Israel und Ägypten fast vollständig abgeriegelt, sodass die Versorgungslage inzwischen katastrophal ist. Die meisten Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwei Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind arbeitslos. Obwohl die Bedürftigkeit im Gazastreifen am größten ist, ist auch die Lage in den Geflüchtetenlagern und den sogenannten C-Gebieten im Westjordanland äußerst schwierig. Angesichts der aussichtslosen Lage haben sich in weiten Teilen der Bevölkerung Frust und Resignation breitgemacht. Die zunehmende Isolierung, Frustration und die schwindende Hoffnung der palästinensischen Bevölkerung auf einen souveränen eigenen Staat kann sich in gewalttätigen Aktionen entladen. Es kommt immer wieder zu Raketenbeschuss auf Israel und zu israelischen Angriffen auf Ziele in Gaza. Umso wichtiger ist es, weiterhin die Stimmen derjenigen in den jeweiligen Gesellschaften zu stärken, die eine friedliche Lösung der Konflikte verfolgen. Aber: Der Druck auf die Zivilgesellschaft steigt. Der Raum für gewaltfreie Initiativen schrumpft stetig. Friedensaktivistinnen und Friedensaktivisten werden immer häufiger bestenfalls als naiv, schlimmstenfalls als Verräterinnen und Verräter angesehen.

Projekt: Gemeinsam mit seinen zivilgesellschaftlichen Partnern fangen die Fachkräfte des ZFD gefährdete palästinensische Jugendliche in Ostjerusalem, Bethlehem und in den Geflüchtetencamps Balata und Shuafat auf. Es geht dabei vor allem darum, sie in ihrer schwierigen Lage zu stärken und Perspektiven zu eröffnen. Die Angebote reichen von psychosozialer Beratung bis hin zu gemeinschaftlichen Aktivitäten. Sie zielen darauf ab, jeden einzelnen, aber auch den Zusammenhalt untereinander zu fördern. Psychosoziale Angebote umfassen Beratung, Traumatherapie und Stressbewältigung. In gemeinschaftlichen Aktivitäten wird auf Musik, Kunst und Sport wie Parcour und Klettern gesetzt. Dabei geht es nicht einfach nur um eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Die Jugendlichen lernen, ihre Umgebung und ihre Situation zu reflektieren, und erproben alternative Wege, sich auszudrücken und ihren Frust auf gesunde und produktive Weise ausdrücken. Gesang, Musizieren, Hip-Hop, Aikido, Fotografie und kreatives Schreiben eignen sich als Ventil. In der Gemeinschaft lernen sie außerdem Fairplay und gewaltfreie Wege der Konfliktbearbeitung. Durch das Projekt kommen auch Jugendliche miteinander in Kontakt, die sich sonst aus dem Weg gehen oder gar nicht kennenlernen könnten, weil sie in unterschiedlichen Regionen leben. Auf diese Weise entwickeln die Jugendlichen ein Zugehörigkeits- und Gemeinschaftsgefühl. Aus den Kontakten sind vielfach Freundschaften entstanden. So wächst langsam eine gemeinsame Identität.

Projektpartner

Abnaa Al Quds
GHIRASS Cultural Center
Madaa SiIwan Creative Center
Palestine Aikido Federation
Palestinian Child Center
PMO Palestine Music Office
PMX Palestine Musik Expo
Reform
Sawa Sawa Committee
Yafa Cultural Center

Projektstandorte

Bethlehem
Geflüchtetenlager Balata
Geflüchtetenlager Shuafat
Ost-Jerusalem
Westbank

Zielgruppen

Geflüchtete (vor allem junge Männer), Frauen, Kinder, Jugendliche

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

7

Weitere Informationen

Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Der ZFD der GIZ engagiert sich in Israel und den Palästinensischen Gebieten zusätzlich über ein Projekt des Stammprogramms: „Jugendlichen konstruktive Wege eröffnen

Stand

4. Quartal 2022