Megaphon für Frieden: Gewaltfreie Initiativen stärken
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Projektland
Projektlaufzeit
2020 bis 2023Konfliktkontext: Religiös aufgeladen, hochgradig militarisiert, komplex und festgefahren, das sind die Merkmale des Nahostkonflikts, der seit über 70 Jahren währt. Auf die Staatsgründung Israels 1948 folgte unmittelbar der erste „Israelisch-Arabische Krieg“, der mit umfangreichen Vertreibungen der in der Region ansässigen palästinensischen Bevölkerung einherging. Seitdem kam es vielfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. 1967 besetzte Israel das Westjordanland und den Gazastreifen, Gebiete, die nach dem „UN-Teilungsplan für Palästina“ von 1947 der palästinensischen Bevölkerung zustehen. Gaza blieb bis 2005 besetzt, das Westjordanland ist in großen Teilen weiterhin unter israelischer Kontrolle. Der andauernde israelische Siedlungsbau macht aus dem Gebiet einen Flickenteppich. Die palästinensische Bevölkerung ist hier Repressionen wie Landenteignung, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt. Der Gazastreifen wird seit 2007 durch Israel und Ägypten fast vollständig abgeriegelt, sodass die Versorgungslage inzwischen katastrophal ist. Die meisten Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwei Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind arbeitslos. Obwohl die Bedürftigkeit im Gazastreifen am größten ist, ist auch die Lage in den Geflüchtetenlagern und den sogenannten C-Gebieten im Westjordanland äußerst schwierig. Angesichts der aussichtslosen Lage haben sich in weiten Teilen der Bevölkerung Frust und Resignation breitgemacht. Die zunehmende Isolierung, Frustration und die schwindende Hoffnung der palästinensischen Bevölkerung auf einen souveränen eigenen Staat kann sich in gewalttätigen Aktionen entladen. Es kommt immer wieder zu Raketenbeschuss auf Israel und zu israelischen Angriffen auf Ziele in Gaza. Umso wichtiger ist es, weiterhin die Stimmen derjenigen in den jeweiligen Gesellschaften zu stärken, die eine friedliche Lösung der Konflikte verfolgen. Aber: Der Druck auf die Zivilgesellschaft steigt. Der Raum für gewaltfreie Initiativen schrumpft stetig. Friedensaktivistinnen und Friedensaktivisten werden immer häufiger bestenfalls als naiv, schlimmstenfalls als Verräterinnen und Verräter angesehen.
Projekt: Mit diesem Projekt trägt der ZFD dazu bei, dass Initiativen, die sich gewaltfrei und menschenrechtsbasiert für friedliche Lösungen einsetzen, besser geschützt und stärker beachtet werden. Die Fachkräfte des ZFD stehen den Partnern mit Trainings, Beratung und fachlichem Austausch beiseite und gehen bei der Medien-, Öffentlichkeits- und Kampagnenarbeit zur Hand. Unter den Partnern befindet sich beispielsweise die Initiative Youth of Sumud (YOS) in Masafer Yatta/South Hebron Hills. YOS begleitet Schülerinnen und Schüler sowie Hirtinnen und Hirten auf ihrem Weg zur Schule oder zu den Weideflächen und schützt sie so vor Übergriffen gewaltbereiter israelischer Siedlerinnen und Siedler. Menschenrechtsverletzungen werden hierbei dokumentiert. Die Fraueninitiative Rweisat for Wood Art aus dem palästinensischen Dorf Al-Walajah fertigt Upcycling-Produkte aus Holz, bepflanzt und verschönert ihr Dorf, um gegen den israelischen Siedlungsbau und die Sperranlage zu protestieren, die ihr Dorf schrumpfen lassen und vom restlichen Westjordanland isolieren. Die Frauen machen mit Führungen auf die Situation des Dorfes aufmerksam, das exemplarisch für die Besetzung des Westjordanlandes steht. Auf israelischer Seite wird mit der Organisation Human Rights Defenders Fund (HRDF) zusammengearbeitet. HRDF hat sich dem Rechtsbeistand von Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern (MRV) verschrieben – unter anderem werden die Mitarbeitenden von YOS unterstützt. Die Partnerorganisation Zochrot in Tel Aviv spezialisiert sich auf die Erinnerung der Vertreibung und Verfolgung von palästinensischen Bewohnerinnen und Bewohner des heutigen Israels im Zuge der israelischen Staatsgründung. Dafür wurde eigens eine interaktive App entwickelt. ZFD-Partner Youth Against Settlements (YAS) in Hebron ermutigt palästinensische Jugendliche, in den von Siedlungen betroffenen Gebieten zu bleiben und gewaltfreien Widerstand zu leisten. Die von Freiwilligen getragene Initiative unterhält ein Jugend- und Bildungszentrum.