Projekt
Dialog und Teilhabe sind Basis für Konfliktbearbeitung
Land
ZFD-Akteur
Projektland: Libanon (Naher Osten). Hauptstadt: Beirut. Bevölkerung: rund 5,4 Mio. Menschen (512 pro km²), zzgl. ca. 1,5 bis 2 Mio. Geflüchtete. Unabhängigkeit: 1943 (von Frankreich). Regierungsform: parlamentarische Republik. Parlamentswahlen fanden zuletzt 2022 statt. Die Regierung ist jedoch nur bedingt handlungsfähig, da das Präsidentenamt seit Oktober 2022 unbesetzt ist. Es ist dem Parlament in über zehn Anläufen nicht gelungen, ein Staatsoberhaupt zu wählen. Ministerpräsident Nadschib Mikati ist derweil dessen geschäftsführender Vertreter. Human Development Index 2022: Rang 109 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023: Rang 135 (von 163 Ländern).
Projekt: Die Partnerorganisationen (PO) und Fachkräfte des ZFD fördern den innergesellschaftlichen Dialog um der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Bei gemeinsamen Projekten und regelmäßigen Veranstaltungsformaten kommen Menschen verschiedener Bevölkerungsgruppen miteinander in Kontakt. Die PO sorgen dafür, dass auch Randgruppen daran beteiligt werden. Die wiederholte Begegnung trägt dazu bei, ein besseres Verständnis für die Sichtweisen der anderen zu entwickeln und Vorbehalte abzubauen. Nachdem ein Grundvertrauen aufgebaut ist, kann auch zielgerichtet an bestehenden Konflikten gearbeitet werden, etwa der Zugang zu Ressourcen und deren Nutzung oder das Problem der zunehmenden Umweltverschmutzung. Darüber hinaus arbeiten die PO daran, dass Jugendliche und junge Erwachsene in Dialogräumen Kenntnisse und Methoden gewaltfreier Konfliktbearbeitung erlangen.
Praxisbeispiel: EnvironMental ist eine auf Forschung basierte Organisation aus Aley. Sie bietet Aktivitäten für junge Erwachsene an, die an der Sensibilisierung des Umweltbewusstseins und ökologischer Friedensförderung interessiert sind. Im Anschluss daran werden sie u.a. in Praktika vermittelt, um die theoretischen Kenntnisse in der Berufswelt anzuwenden. EnvironMental arbeitet außerdem daran, dass nachhaltige Lösungen für ökologisch-soziale Herausforderungen entwickelt werden – und zwar gemeinschaftlich und gewaltfrei.
Konfliktfelder: Die Lage im Libanon ist fragil. Die gewaltsame Vergangenheit (15 J. Bürgerkrieg, 15 J. Besatzung, mehrfach Eskalation bei Unruhen) hat das soziale Gefüge schwer beschädigt. Misstrauen und Ängste sind verbreitet. Ein Klima der Gewalt ist geblieben. Der Dialog über regionale, politische und religiöse Grenzen hinweg wird immer schwieriger. Zudem erschüttern die Kriege der Nachbarländer Syrien und Israel das Land. Aus Syrien kamen bis zu zwei Mio. Geflüchtete. Eine Herausforderung, die auf Dauer kaum zu stemmen ist, da die Infrastruktur überlastet, die Wirtschaft marode und die Ressourcen knapp sind. Der Staat ist pleite, die Politik zunehmend handlungsunfähig und die Bevölkerung verzweifelt bis aufgebracht. Drei Viertel der Libanes*innen leben mittlerweile in Armut. Konflikte zwischen Geflüchteten und Einheimischen, aber auch zwischen anderen Gruppen nehmen zwangsläufig zu. Seit dem Angriff der palästinensischen Hamas auf Israel am 7.10.2023 und der darauf folgenden israelischen Militärintervention in Gaza hat sich die Lage in der gesamten Nahost-Region zugespitzt. Im Zuge dessen kommt es auch zum offenen Schlagabtausch zwischen der libanesischen Hisbollah und der israelischen Armee.