Projekt

Aufarbeitung für Gerechtigkeit, Gerechtigkeit für Frieden

Land

Guatemala

ZFD-Akteur

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Projektland: Guatemala (Mittelamerika). Hauptstadt: Guatemala-Stadt; Bevölkerung: rund 17,1 Mio. Menschen (160 pro km²). Unabhängigkeit: 1821 (von Spanien); Regierungsform: präsidiale Republik. Von 1960 bis 1996 wütete ein Bürgerkrieg, der mit schweren Kriegsverbrechen einherging, und längst nicht aufgearbeitet ist. Der Rauswurf der UN-Kommission gegen Straffreiheit (CICIG) in 2019 zeigt, dass sich die Demokratie im Land in einer schweren Krise befindet. Die jüngsten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen haben die Krise verschärft. In der Stichwahl ums Präsidentenamt gewann im August 2023 überraschend Bernardo Arévalo. Doch zeitgleich wurde seine 2017/18 gegründete Partei suspendiert. Gleichwohl wurde Arévalo im Januar 2024 als Präsident vereidigt. Wie handlungsfähig er in seiner Amtszeit sein wird, muss sich allerdings erst zeigen. Human Development Index 2022 (HDI): Rang 136 (von 193 Ländern); Global Peace Index 2023 (GPI): Rang 103 (von 163 Ländern).


Projekt: Die Partnerorganisationen (PO) und Fachkräfte des ZFD setzen sich dafür ein, dass die Rechte benachteiligter Bevölkerungsgruppen gewahrt werden und sie stärker am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Den Schwerpunkt bildet die Arbeit mit Frauen und indigenen Gruppen. Beide zählen zu den am stärksten benachteiligten und von Gewalt am häufigsten betroffenen Gruppen im Land. Die PO unterstützen sie dabei, ihre Interessen in lokale Entscheidungsprozesse einzubringen und ihre Rechte einzufordern. Dazu werden u.a. Dialogformate realisiert, in die auch staatliche Stellen einbezogen sind. Darüber hinaus arbeiten die PO daran, aktuelle und vergangene Menschenrechtsverletzungen aufzuarbeiten. Dazu gehört, die Vergehen zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Dazu gehört aber auch, den betroffenen Menschen bei der Verarbeitung der erlittenen Gräuel mit psychosozialer und juristischer Begleitung beizustehen. Zudem werden Programme zur Gewaltprävention umgesetzt, z.B. Workshops, in denen Jugendliche ihr Rollenbild reflektieren.

Praxisbeispiel: Die Gewalttaten an den Achi, einer Bevölkerungsgruppe im Departamento Baja Verapaz, haben ihr soziales Gefüge schwer beschädigt. Ihre gesamte Identität inkl. kultureller, spiritueller und sozialer Werte ist angeschlagen. Die ZFD-PO ADIVIMA arbeitet mit den Menschen daran, ihre Identität wieder zu stärken, z.B. durch den Austausch zwischen den Generationen. ADIVIMA setzt sich grundsätzlich dafür ein, die gewaltvolle Vergangenheit aufzuarbeiten. Das heißt, die Mitarbeitenden decken Geschehnisse auf, bringen Fälle vor Gericht und setzen sich dafür, dass Opfer Wiedergutmachung erfahren.


Konfliktfelder: 1996 endete in Guatemala ein 36 Jahre andauernder bewaffneter Konflikt. Doch trotz Friedensabkommen sind dessen Ursachen nicht behoben. So bestimmen weiterhin Gewalt, Ungleichheit und Armut den Alltag. Besonders die indigene Bevölkerung ist sozial, politisch und wirtschaftlich benachteiligt. Korruption und (organisierte) Kriminalität sind verbreitet, Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Straftaten werden oft nicht verfolgt und geahndet. Das gilt auch für die Kriegsverbrechen. Nur wenige Verantwortliche wurden verurteilt. Nur wenige Opfer erhielten eine Wiedergutmachung. Viele Menschen sind bis heute traumatisiert. Der Handlungsspielraum der Zivilgesellschaft wurde zuletzt erheblich eingeschränkt. Immer häufiger stoßen Menschen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen, auf Bedrohung, Gewalt und Kriminalisierung. Die Wahl des progressiven Kandidaten Bernardo Arévalo zum Präsidenten in 2023 könnte Anlass zur Hoffnung sein, verschärft derzeit allerdings die seit Jahren anhaltende innenpolitische Krise.


Projektpartner

ADIVIMA – Asociación Para el Desarrollo Integral de las Víctimas de Ia Violencia en las Verapaces Maya Achí
Asociación Civil Verdad y Vida
Grupo de Apoyo Mutuo (GAM)
Procurador de Derechos Humanos (PDH)

Projektstandorte

Departamento Alta Verapaz
Departamento Baja Verapaz
Departamento Sololá
Departamento Quiché
Guatemala-Stadt

Zielgruppen

indigene Bevölkerung, Frauen, Menschen, die Menschenrechtsverletzungen erlitten haben, Jugendliche und junge Erwachsene, zivilgesellschaftliche Organisationen, junge Friedensakteur*innen, staatliche Institutionen auf lokaler Ebene, lokale Bildungseinrichtungen, Entwicklungsräte, Friedensrichter, allgemeine Bevölkerung

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

4

Stand

2. Quartal 2024