Kenia: Klima und Konflikt verstehen
ZFD-Projektbeispiel aus Kenia
Die Folgen des Klimawandels wirken sich schon heute auf die Lebensbedingungen vieler Menschen in Kenia aus. Das zeigte sich in den vergangenen Jahren an häufigeren, extremen Dürren, Wasserknappheit und Überschwemmungen. Esther Maina berät in Kenia ZFD-Partnerorganisationen, die sich bei ihrer Friedensarbeit auch klimatischen Herausforderungen stellen müssen.
Bei der Nahrungsproduktion in Kenia gibt es bereits Phasen mit einem dürrebedingten knappen Angebot an Lebensmitteln. Dies führt in manchen Landesteilen zu Versorgungsengpässen und Hungersnöten. Lokale Partner des ZFD-Landesprogramms von AGIAMONDO gehen davon aus, dass sich der Klimawandel in Kenia auch als Konfliktbeschleuniger auswirkt. Die Partner arbeiten an ressourcenbasierten Konflikten, die sich beispielsweise um den Zugang zu Wasser oder Weideland drehen.
Einer davon ist die „North Rift Peace Initiative“ aus sechs Diözesen, die in den ariden und semi-ariden Regionen (halbtrockenen und trockenen Gebieten) von Baringo, Narok und Transmara aktiv ist. Sie ist ein Arbeitspartner der National Catholic Justice and Peace Commission, direkte Partnerorganisation des ZFD.
Die „North Rift Peace Initiative“ wird von Esther Maina als ZFD-Fachkraft für Analyse, Planung, Monitoring und Evaluation begleitet. Die Initiative trifft sich regelmäßig, um ihre Sicht der Konflikte auf den neusten Stand zu bringen und sich gemeinsam über das bisher Gelernte sowie die besten Praktiken in der Friedensförderung in der North Rift Region auszutauschen“, sagt Esther Maina.
Expertinnen und Experten sehen Klimawandel als mitverantwortlich für Wasser- und Weideknappheit
In den ariden und semi-ariden Regionen von Baringo, Narok und Transmara ist die Viehzucht eine der Haupteinnahme- und Nahrungsquellen für die Bevölkerung. In Dürrezeiten kann es zu extremer Wasser- und Weideknappheit kommen. Diese hat sich nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel und durch Umweltzerstörung verschärft. In extremen Dürrezeiten dringen Pastoralistenfamilien auf der Suche nach Futter für ihr Vieh manchmal in Gebiete ein, die von anderen ethnischen Gruppen genutzt werden oder im Besitz von Ackerbauernfamilien sind.
Das führt oft zu Konflikten, deren tieferen Ursachen die Partnerorganisationen mit Unterstützung von ZFD-Fachkräften auf den Grund gehen. Sie arbeiten daran, die Konflikte zu entschärfen, indem sie Gemeindedialoge organisieren. Dabei bringen sie verschiedene Gemeindemitglieder zusammen, um die Probleme zu diskutieren. Bei diesen Treffen entwickeln die Beteiligten Lösungen, die später in den Gemeinden umgesetzt werden, wiederum mit Unterstützung der ZFD-Partnerorganisationen. Diese Treffen fördern den Zusammenhalt und die Vertrauensbildung, aber auch die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gegenüber den gemeinsamen Herausforderungen.
Lokale Studie zu Klimawandel und Ressourcenkonflikten
Noch besteht Unklarheit darüber, wie sich die Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung in der Region konkret auf die Lebenssituation besonders verwundbarer Gruppen wie Frauen, Jugendliche und Kinder auswirken und wie dies in die Friedensarbeit einbezogen werden kann. Deshalb wurde von der Kenianischen Kommission Justitia et Pax und dem ZFD eine Studie zu den Zusammenhängen zwischen Klimawandel/Umweltzerstörung und verschärften Ressourcenkonflikten beauftragt.
Die Forschungsergebnisse sollen mit den Partnerorganisationen diskutiert werden. Langfristig könnten daraus gemeinsame Strategien und Ansätze erwachsen, um die Thematik „Klimawandel und Konflikt“ systematisch zu bearbeiten. Insbesondere geht in der Studie darum, das Verständnis der regionalen Situation im Klimawandel zu verbessern, das Wissen und die Anpassungsfähigkeit der Gemeinden im Klimawandel zu stärken und die Zusammenhänge zwischen den Auswirkungen der Klimakrise und den Konflikten in der Region zu verstehen.
ZFD-Fachkraft Esther Maina unterstützt Austausch- und Lernprozesse
Esther Maina begleitet als APME-Fachkraft seit knapp drei Jahren alle kenianischen ZFD-Partnerorganisationen von AGIAMONDO. Sie moderiert Prozesse zur Analyse, Planung, Überwachung und Bewertung von Projekten mit der Methode „Managing Outcomes“, die auf den ZFD zugeschnitten ist. Esther Maina studierte internationale Beziehungen mit einem Master-Abschluss in Konflikt, Sicherheit und Entwicklung.
„Managing Outcomes“ fördert Austausch- und Lernprozesse innerhalb und zwischen den Partnerorganisationen. Die Methode könnte in Zukunft verstärkt genutzt werden, um Strategien zur zivilen Bearbeitung von Konflikten im Kontext des Klimawandels in Kenia und auch in anderen Ländern zu entwickeln. „Die Dokumentation und systematische Verbreitung von Good Local Practices zur Stärkung der Resilienz ländlicher Gemeinden und bestimmter Bevölkerungsgruppen wird dabei eine zentrale Rolle spielen“, sagt Esther Maina.
Autorin: Ursula Radermacher/AGIAMONDO
Dieser Text erschien ursprünglich am 16.03.2021 auf der Webseite des ZFD-Trägers AGIAMONDO. Er wurde von der ZFD-Redaktion leicht angepasst.
Nach oben oder zurück zur Hub-Startseite
Foto: AGIAMONDO/Sr. Bernadetta Nzioka