Schauplatz Tetovo
Stadt mit unsichtbaren Grenzen
Tetovo, eine Stadt im Norden Mazedoniens. Die ältesten archäologischen Funde sprechen für eine lange Geschichte der Stadt; sie stammen aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Doch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Tetovo fühlen sich nicht durch ein gemeinsames Geschichtsverständnis verbunden. Genau genommen sind sie kaum miteinander verbunden. Sie kommen oft nicht einmal miteinander in Berührung.

Von der Schutzburg zur Trutzburg
Tetovo liegt nur etwas mehr als einen Steinwurf von der Grenze zum Kosovo entfernt. Während des Kosovokriegs 1998 bis 1999 kamen hunderttausende Menschen nach Mazedonien. Auch in Tetovo fanden viele Schutz. Für Mazedonien war das eine Belastungsprobe. Das Land war auf diese große Zahl Schutzbedürftiger nicht vorbereitet. Die Feindseligkeiten zwischen albanischer und mazedonischer Bevölkerung nahmen zu.
Wenig später entbrannte ein bewaffneter Konflikt zwischen Aufständischen und Militär. Tetovo wurde von März bis August 2001 zu einer umkämpften Stadt. Die Mehrheit der Bevölkerung floh. Und auch nach ihrer Rückkehr sind die Vorbehalte gegenüber „den anderen“ größer denn je.

Beginn einer gemeinsamen Geschichtsschreibung
1994 wurde in Tetovo die „State University of Tetovo“ (SUT) ins Leben gerufen, eine Uni von und für die albanische Bevölkerung. Dass dort auf Albanisch gelehrt werden sollte, war der mazedonischen Regierung ein Dorn im Auge. Zehn Jahre lang wurde daher „illegal“ unterrichtet. Erst 2004 erlangte die State University den Status einer offiziellen staatlichen Universität. 2001 wurde mit der „South East European University“ (SEEU) in Tetovo außerdem die erste private Universität des Landes gegründet.
Beide Unis kooperieren mit der ZFD-Partnerorganisation LOJA, die ihren Sitz in Tetovo hat. Im Zuge dieser Zusammenarbeit ist die „multikulturelle Jugendarbeit“ fester Bestandteil des Lehramtstudiums geworden. Dadurch sollen vermehrt gruppenübergreifende Angebote an Schulen realisiert werden. Bislang werden sie nur zaghaft umgesetzt, zum Beispiel in Sport oder Kunst. Sowohl an der SUT als auch an der SEEU studieren heute Menschen albanischer, mazedonischer und anderer Herkunft. Schulen und Unis werden damit zum Wegbereiter des gesellschaftlichen Wandels. Das Engagement von LOJA trägt einen wichtigen Teil dazu bei.
Fotos (von oben): Collage (von links): Wikimedia Commons / Adam Jones, Ph. D., Wikimedia Commons / Adam Jones, Ph. D., Wikimedia Commons / Tamara Saveska; Text: Wikimedia Commons / Делфина, Wikimedia Commons / EfkoMKD