„Wenn du die Vergangenheit nicht akzeptierst,
kannst du nicht nach vorne blicken.“
Katerina Stoilevska war 16, als sie ihr Heimatdorf verlassen musste. 2001 entbrannten dort heftige Gefechte zwischen Rebellen und Militär. Zehn Jahre lang hat sie als Vertriebene im eigenen Land gelebt. Heute engagiert sie sich bei der Organisation Peace Action.
Nichts als das blanke Leben
Die schönsten Erinnerungen ihres Lebens verbindet Katerina Stoilevska mit Aračinovo. Die Gemeinde liegt im Norden Mazedoniens, nur etwa zwei Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Skopje. Hier ist Katerina geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Hier lebte der Großteil ihrer Familie, bis sie 2001 von albanischen Rebellen vertrieben wurde – und nichts als ihr Leben retten konnte.
Auch nach dem Ende des gewaltsamen Konflikts blieb Katerina Vertriebene im eigenen Land. Zehn Jahre lebte sie mit ihrer Familie in Wohnheimen für Geflüchtete. Erst 2011 konnte die heute 29-Jährige mit ihrer Familie ein neues Haus beziehen. Es liegt nur wenige Kilometer von Aračinovo entfernt. In ihr Heimatdorf kann sie nicht zurückkehren.*

Die Last der Erinnerung – die Kraft der Erinnerung
Die Ereignisse von 2001 belasten Katerina Stoilevska bis heute. Lange hat sie sie mit der traumatischen Erfahrung gekämpft, vertrieben zu werden und alles zu verlieren.
Die ZFD-Partnerorganisation Peace Action hat Katerina Stoilevska geholfen, mit ihrer schmerzvollen Erinnerung fertig zu werden. Alles begann mit einem Training zu „Peace Building“. Hier konnte sie ihre Geschichte mit professioneller Unterstützung aufarbeiten. Dabei hat sie erkannt, wie wichtig es ist, sich der Vergangenheit zu stellen: damit Wunden heilen, damit Menschen sich verzeihen und Frieden im Land einkehren kann.
„Wenn du die Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, nicht akzeptiert, kannst du im Leben nicht nach vorne blicken“, hat Katerina Stoilevska in einem langwierigen, schmerzhaften Prozess gelernt. Heute blickt die junge Frau wieder zuversichtlich in die Zukunft und engagiert sich aktiv für den Friedensprozess in Mazedonien.
Miteinander reden - damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt
Im Auftrag von Peace Action führt sie Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und nimmt an Dialogrunden teil. Sie möchte insbesondere der jüngeren Generation vermitteln, was damals passiert ist, und was geschehen muss, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt. Peace Action arbeitet mit Opfern und ehemaligen Kämpfern beider Seiten. Nach der Aufarbeitung ihrer persönlichen leidvollen Erfahrungen werden sie ermutigt und dafür ausgebildet, sich selbst für Aufarbeitung und Versöhnung einzusetzen. Sie führen Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und veröffentlichen die Erzählungen. Dies soll einen Dialog über die gewaltsamen Auseinandersetzungen von 2001 anstoßen.
Katerinas Geschichte steht stellvertretend für viele Schicksale. Die Zahl der Vertriebenen belief sich im August 2001 auf 170.000 Menschen. Nicht alle hatten das Glück, sich mit professioneller Unterstützung den Schatten der Vergangenheit zu stellen.
Wollen Sie Katerina Stoilevska näher kennenlernen? In dem sehenswerten, knapp 9-minütigen Kurzfilm „Dealing with the Past“ werden Katerina und die Arbeit von Peace Action vorgestellt.
Über Peace Action
Die ZFD-Partnerorganisation Peace Action veranstaltet Trainings und Diskussionsrunden, um die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen miteinander ins Gespräch zu bringen. Herzstück der Arbeit sind Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Opfern wie auch Veteranen. Die Gespräche werden als Buch veröffentlicht, um die Erinnerung zu bewahren und die Auseinandersetzung damit zu ermöglichen. Außerdem erscheinen Materialien zur Vergangenheits- und zur Versöhnungsarbeit – selbstverständlich auf Mazedonisch und auf Albanisch.
* Aračinovo war schon 2001 mehrheitlich von Albanerinnen und Albanern bewohnt. Heute machen sie nahezu 100 Prozent der Bevölkerung aus. Während die albanische Bevölkerung nach den Kämpfen zurückkehrte, sind Mazedonierinnen und Mazedonier in Aračinovo bis heute nicht gern gesehen.
Fotos: Bei den Fotos handelt es sich um Screenshots aus dem Kurzfilm "Dealing with the Past", eine Gemeinschaftsproduktion von KURVE Wustrow / ZFD und Peace Action.