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Weltfrauentag – über den Tag hinaus

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Aus diesem Anlass stellen wir zwei ZFD-Projekte aus Guatemala und Kambodscha vor, die sich in besonderer Weise für Mädchen und Frauen starkmachen. Eine Zeitleiste zur Entstehung des Weltfrauentages zeigt anschließend die Bedeutung des Aktions- und Gedenktages auf.


Guatemala: Was kann Überlebenden wieder Hoffnung geben? FRIEDEN KANN

Sexuelle Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten ist in Nachkriegsgesellschaften meist ein Tabuthema, so auch in Guatemala. Das Schweigen aber verhindert Aufarbeitung und Gerechtigkeit. In Guatemala wurden während des Bürgerkriegs zwischen 1960 und 1996 tausende, insbesondere indigene Mädchen und Frauen Opfer sexueller Gewalt. Sie wurden vergewaltigt, gefoltert und sexuell versklavt. Gerechtigkeit haben die wenigsten von ihnen erlangt.

Die ZFD-Partnerorganisation ECAP gibt diesen Frauen eine Stimme. In Kooperation mit lokalen, nationalen und internationalen Organisationen kämpft ECAP um Gerechtigkeit für die Überlebenden. ECAP ihnen bietet psychosoziale Begleitung bei der Aufarbeitung und berät sie in juristischen Prozessen. Sie werden außerdem ermutigt, das Tabuthema in die Öffentlichkeit zu tragen.

In einem symbolischen Gerichtsverfahren sprachen Maya-Frauen 2010 erstmals öffentlich über ihre traumatischen Erfahrungen. Wenig später erstatteten sie offiziell Anzeige. Ein bahnbrechender Erfolg von ECAP: 2016 wurden erstmals zwei ehemalige hochrangige Militärs wegen sexueller Gewalt gegen Frauen zu Freiheitsstrafen verurteilt. Aus der kleinen Gruppe indigener Frauen, die vor Jahren ihre Stimme erhoben, ist inzwischen ein Unterstützungsnetzwerk für Überlebende sexueller Gewalt gewachsen.

Mehr über die Kooperation zwischen ECAP und ZFD und ein Factsheet finden Sie in unserem Dossier "20 Jahre ZFD".

Mehr über die ZFD-Partnerorganisation ECAP erfahren Sie auf der ECAP-Homepage.


Kambodscha: Was kann schmerzliche Erinnerung in Zuversicht verwandeln? FRIEDEN KANN

Etwa 250.000 Frauen wurden während der Khmer-Rouge-Diktatur zwischen 1975 und 1979 zwangsverheiratet. Sie wurden vergewaltigt, zu Schwangerschaften gezwungen und mussten andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt erleiden.

Mit dem Projekt „Frauen und Transitional Justice in Kambodscha“ verhelfen der ZFD und seine Partnerorganisationen weiblichen Überlebenden der Khmer-Rouge-Gräuel zu mehr Gerechtigkeit. Zentrale Bestandteile des Programms sind juristischer und psychosozialer Beistand. Dazu werden auch kreative Wege gegangen, um den Überlebenden bei der Aufarbeitung zu helfen.

Die Partnerorganisation „Youth for Peace“ hat mit der Ausstellung „Eyes on Darkness“ gezeigt, wie Vergangenheitsbewältigung über Generationen hinweg zu lebendigem Geschichtsunterricht werden kann. Eine szenische Aufarbeitung gelingt mit dem Tanzdrama „Pka Sla“, das unter anderem von der Partnerorganisation Transcultural Psychosocial Organization (TPO) auf die Beine gestellt wurde: 2017 brachte es erstmals das tabuisierte Thema Zwangsehen unter den Roten Khmer auf die Bühne.

Der Dokumentarfilm „Red Wedding“ gibt der Kambodschanerin Sokchan Pen die Möglichkeit, über ihre traumatischen Erlebnisse zu sprechen – und damit auch ein Stück weit zu verarbeiten. Sie wurde mit 16 Jahren an einen ihr unbekannten Mann verheiratet, der sie im Auftrag der Khmer Rouge schlug und vergewaltigte. Der Film ist auch eine Forderung nach mehr Gerechtigkeit. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war, dass der Tatbestand der Zwangsheirat als Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Anklage vor den Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC) anerkannt wurde. Der Zivile Friedensdienst unterstütze die Regisseurin Lida Chan und den Regisseur Guillaume Suon bei der Realisierung der 58-minütigen Dokumentation.

Mehr über die Arbeit mit "Youth for Peace" und ein Factsheet finden Sie in unserem Dossier "20 Jahre ZFD".

Den deutschsprachigen Katalog zur Fotoausstellung „Eyes on Darkness“ (32 S.) können Sie in unserer Publikationsdatenbank herunterladen. Mehr über das Tanzdrama „Pka Sla“ erfahren Sie in einem früheren Beitrag. Mehr zum Dokumentarfilm „Red Wedding“ (inkl. Trailer) finden Sie auf der Facebook-Seite zum Film.

 


Vom Frauenwahlrecht zum Weltfrauentag

Bei den ersten Internationalen Frauentagen wurde vor allem um die Einführung des Frauenwahlrechts gekämpft. Im März 1911 gingen allein in Deutschland über eine Million Frauen auf die Straße. Im November 1918 war dieses Ziel in Deutschland endlich erreicht: Frauen wurde das aktive und passive Wahlrecht zugesprochen.

Am 19. Januar 1919 fand mit der Wahl der Nationalversammlung die erste landesweite Wahl in Deutschland statt, bei der Frauen wählen und gewählt werden konnten. Über 80 Prozent der wahlberechtigten Frauen gaben ihre Stimme ab. 300 Frauen kandidierten, davon zogen 37 Frauen (von insgesamt 423 Abgeordneten) in die Nationalversammlung ein.

Mit dem am 24. Mai 1949 in Kraft getretenen Grundgesetz wurde schließlich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Deutschland rechtlich festgeschrieben (Art. 3 Abs. 2). Bereits am 10. Dezember 1948 war die Gleichstellung der Geschlechter in der UN-Menschenrechtscharta als Menschenrecht verankert worden.

1977 forderte die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre Mitgliedsstaaten auf, einmal jährlich einen Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden auszurichten. In den meisten Ländern wird dieser Tag seitdem am 8. März begangen und als Internationaler Frauentag oder Weltfrauentag bezeichnet. In Berlin gilt der 8. März seit 2019 als gesetzlicher Feiertag.

1999 wurde außerdem der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November von den Vereinten Nationen als offizieller Gedenk- und Aktionstag anerkannt. Bereits seit 1981 hatten Menschenrechtsorganisationen in Lateinamerika an diesem Tag Aktionen organisiert, um auf die eklatanten Missstände hinzuweisen.

Der Weltfrauentag ist heute so wichtig wie eh und je, genauso wie der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Geschlechtergerechtigkeit ist längst nicht erreicht, in keinem Land der Erde. Gewalt gegen Frauen ist erschütternder Alltag: Mehr als jede dritte Frau weltweit hat in ihrem Leben bereits sexuelle, physische oder psychische Gewalt erlebt. Für junge Mädchen ist Gewalt gar die häufigste Todesursache.

Auch an Friedensprozessen werden Frauen nicht gleichberechtigt beteiligt. Dabei zeigt die Erfahrung: Wenn Frauen mitverhandeln, steigen die Chancen auf Frieden. Deshalb stärkt der ZFD die Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen, genauso wie ihre Stellung in Politik und Gesellschaft – ganz im Sinne der UN-Resolution 1325, mit der im Jahr 2000 die aktive Mitsprache von Frauen an Friedensprozessen als internationale Norm vorgegeben wurde.

Hier finden Sie eine Auswahl an weiteren Projekten des ZFD, in denen die Stärkung von Mädchen und Frauen einen besonderen Stellenwert einnimmt.

 

Foto: Kerstin Kastenholz / Felix Koltermann für GIZ / ZFD – aus dem Katalog zur Fotoausstellung „Eyes on Darkness“