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Sri Lanka: Brücken bauen durch Begegnung
13.02.2025In Sri Lanka lernten sich singhalesische und tamilische Teilnehmer*innen bei einem Treffen kennen und bauten dabei Vorurteile ab. Organisiert und begleitet wurde die Aktion von zwei Partnerorganisationen des ZFD.
Seit Ende des Bürgerkrieges 2009 bemühen sich die wechselnden Regierungen in Sri Lanka in unterschiedlicher Weise, einen Versöhnungsprozess zu fördern, um interreligiöse und interethnische Gräben im Land zu überwinden und mit der gewaltvollen Vergangenheit und deren Ursachen gemeinsam umzugehen.
Begegnungen und Austausch zwischen Angehörigen verschiedener Religionen und unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen können gegenseitiges Verständnis und Versöhnung fördern. Diese Auffassung teilt auch die NGO Centre for Society and Religion (CSR). Mit ihrer Arbeit stärkt die Organisation den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Benachteiligte Bevölkerungsgruppen werden angeregt, sich aktiver ins gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben einzubringen.
Erste Reise in den tamilischen Norden
Zusammen mit der Caritas Valvuthayam organisierte CSR einen Begegnungstag für Frauen und Kinder aus singhalesischen und tamilischen Gemeinschaften. 60 Frauen und Kindern aus Moratuwa und 250 Frauen und Kinder aus Mannar nahmen teil. Für die Gruppe aus Moratuwa war es die erste Reise in ein tamilischsprachiges Gebiet im nördlichen Teil des Landes.
Die Teilnehmerinnen, die aus einer armen städtischen Gemeinschaft stammten, konnten durch den Besuch eine neue Kultur kennenlernen und eine neue Perspektive gewinnen. Denn tatsächlich ist die Kluft zwischen Tamil*innen im Norden Sri Lankas und der singhalesisch geprägten Bevölkerung im Süden auch nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 noch sehr stark.

Erfahrungen teilen
Die Teilnehmerinnen berichteten über ihre Lebenserfahrungen während und nach dem Krieg. Sie sprachen darüber, wie sie ihr Leben mit Hilfe von Caritas Valvuthayam neu organisierten. Geschichten über den Verlust von Familienmitgliedern und geliebten Menschen, die verschwunden oder gestorben sind, waren für alle sehr bewegend.
Die Frauen und Kinder aus Moratuwa nahmen Anteil an den Erfahrungen der Teilnehmerinnen aus Mannar und berichteten davon, wie sie sich um das Überleben im Krieg bemühten. Dazu gehörte, als Ernährerinnen das Leben in einer städtischen Umgebung zu sichern, der Umgang mit drogenabhängigen oder alkoholkranken Ehemännern und der Schutz ihrer Kinder vor Drogen, Sucht und frühen Ehen.
Besuch im Tempel
Zusammen besuchten die Teilnehmerinnen auch historische, kulturelle und ethnische Stätten. Für viele war es eine neue Erfahrung, traditionelle Kleidung zu tragen, um Tempel zu betreten, Anbetungsmethoden zu beobachten und etwas über die Rituale zu lernen. Sie entdeckten Gemeinsamkeiten, sprachen Missverständnisse an und legten Differenzen bei. Eine Teilnehmerin aus Moratuwa brachte das so auf den Punkt: „Wir haben erkannt, dass es ihnen genauso geht wie uns. Ihre Probleme sind ähnlich, wenn nicht noch schlimmer wegen des Krieges. Sie sorgen sich um dieselben Dinge wie wir. Sie beten anders, aber wir beten für dieselben Dinge.“
Die Frauen und Kinder aus Moratuwa haben ihre Gastgeberinnen aus dem Norden bereits herzlich zu einem Gegenbesuch in ihre Häuser eingeladen.
Text und Fotos: Dilini Perera und Matthias Eder
Diesen Beitrag haben wir leicht gekürzt und angepasst von AGIAMONO übernommen.