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Sierra Leone: Risiken minimieren

Die reichhaltigen Ressourcen Sierra Leones kommen vielfach vor allem ausländischen Firmen und einigen wenigen privilegierten Menschen zugute. Die Anliegen und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung werden oft übergangen, zum Beispiel, wenn Land für den Goldabbau oder zur Gewinnung von Bioenergie vereinnahmt wird. Auch die Auswirkungen des Klimawandels machen sich zusehends bemerkbar.

Viele Menschen in Sierra Leone schaffen es nicht, sich darauf einzustellen oder dagegen zu wehren. Schon allein, weil es schwer ist, überhaupt an verlässliche Informationen zu kommen. Oft sind diese auch nicht in den benötigten Sprachen verfügbar. Die sprachliche Vielfalt ist fester Bestandteil der sierra-leonischen Identität. Wenn Informationen nur in der Amtssprache Englisch verfügbar sind, werden nicht alle Menschen erreicht. Eine Alphabetisierungsrate von lediglich knapp über 40 Prozent kommt erschwerend hinzu.

Auch zur Bewältigung der Klimakrise ist es wichtig, alle Menschen zu erreichen. Zwar wird Sierra Leone aller Voraussicht nach eher moderat von den Folgen des Klimawandels betroffen sein. Doch kleinste Veränderungen reichen aus, um die Existenzgrundlage vieler zu gefährden. Da die Bewältigungskapazitäten im Land – auf staatlicher, gesellschaftlicher und individueller Ebene – desolat sind, münden extreme Wetterereignisse schneller in einer humanitären Katastrophe. Vielen ist das eigene Risiko nur unzureichend bewusst.

Wer um das Risiko weiß, kann sich besser wappnen

Der ZFD und seine Partner setzen sich in Sierra Leone dafür ein, dass niemand außen vor bleibt. Mit einem Projekt zur Katastrophenrisiko-Minimierung („Disaster Risk Reduction“, DRR) werden beispielsweise jene Menschen adressiert, die wenig Einblick in ihre Gefährdungslage und Handlungsoptionen haben. Sei es, weil sie des Englischen nur begrenzt mächtig sind oder weil sie ohnehin benachteiligt und von gesellschaftlicher Mitbestimmung weitgehend ausgeschlossen sind.

Zusammen mit seiner sierra-leonischen Partnerorganisation YMCASL (Young Men‘s Christian Association Sierra Leone) hat der ZFD das Standardwerk der Vereinten Nationen zur Katastrophenvorsorge in die fünf lokalen Sprachen Kono, Krio, Limba, Mende und Themne übersetzen lassen. Im Oktober 2021 wurde das mehrsprachige Handbuch mit dem Titel Disaster Risk Reduction Terminology veröffentlicht. 

Doch das Projekt hat weit mehr erreicht, wie Pious Mannah von der ZFD-Partnerorganisation YMCA Sierra Leone berichten kann: „Wir konnten wertvolle Partnerschaften mit wichtigen Akteuren wie der Universität von Sierra Leone, dem UNDP und der Nationalen Agentur für Katastrophenmanagement knüpfen. Und wir haben Jugendgruppen zur Katastrophenvorsorge aufgebaut.“

Wer das Konfliktpotenzial erkennt, kann versuchen es zu entschärfen

Um die Menschen für die Herausforderungen zu wappnen, werden außerdem Workshops mit gefährdeten Gemeinden in Freetown, Makeni, Lungi, Bo und Kenema veranstaltet. Gemeinsam wird das konkrete Klima- und Katastrophenrisiko ermittelt. Die Auseinandersetzung mit den Risiken stärkt die lokalen Gemeinschaften dabei, sich zu informieren, sich einzumischen und sich angemessen vorzubereiten. Ibrahim Bangura, Mitglied im kommunalen Ausschuss Katastrophenvorsorge der Gemeinde Marbella, kann den Nutzen dieser Arbeit aus eigener Erfahrung bestätigen: „Die Wirkung des Workshops war groß: Im Anschluss haben wir mehrere Aufräumaktionen durchgeführt, und viele Beteiligte sind sogar dem Ausschuss für Katastrophenvorsorge beigetreten.“

Das hierzu entwickelte Instrumentarium PACDR (Participatory Assessment of Climate and Disaster Risks – Partizipative Bewertung von Klima- und Katastrophenrisiken) besteht aus sieben aufeinander aufbauenden Modulen, die die Menschen dazu befähigen, ihre Handlungsmöglichkeiten auszuloten und Maßnahmen in die Wege zu leiten. PACDR wurde von Brot für alle, dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz und von ZFD-Träger Brot für die Welt entwickelt. Die dazugehörige Website pacdr.net erleichtert die Anwendung und trägt zu einem wachsenden Netzwerk von PACDR-Anwenderinnen und -Anwendern sowie Trainerinnen und Trainern bei. Ziel ist es, Klimarisikobewertungen in der Projektplanung für alle vom Klimawandel betroffenen Bereiche zu verankern.


Text: ZFD-Redaktion unter Mitwirkung von Jonas Knauerhase. Header-Abbildung: Collage unter Verwendung eines Ausschnitts des Buchcovers zum Handbuch „Disaster Risk Reduction Terminology. Translations in Kono, Krio, Limba, Mende and Themne“ (2021, 294 S., Hrsg.: Centre for Translation Studies, University College London, Illustration: AMBERPRESS Gosia Warrink)

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Dieser Beitrag ist in voller Länge im Hub „Frieden verbessert das Klima“ des Zivilen Friedensdienstes erschienen. Dort zeigen Projektbeispiele und Fachbeiträge, welche Rolle Ziviler Konfliktbearbeitung bei der Bewältigung des Klimawandels und seiner Folgen zukommt.

Zum Online-Hub „Frieden verbessert das Klima“