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Podcast: Frieden für die Ohren
04.07.2024Mit dem Podcast „Jetzt mal ganz friedlich“ bringen zwei ehemalige ZFD-Fachkräfte ihren Zuhörer*innen die Welt des Zivilen Friedendienstes näher: informativ, authentisch, nah am Geschehen.
Die Geschichte des ZFD-Podcasts begann während des Auslandseinsatzes in Guatemala. Sebastian Niesar arbeitete dort als Konfliktforscher bei der Ombudsbehörde für Menschenrechte und Jule Koch als Theaterpädagogin bei zwei NGO aus den Bereichen Menschenrechte und Vergangenheitsarbeit. Beide waren beim ZFD-Träger GIZ angestellt und bei lokalen Partnerorganisationen als ZFD-Fachkräfte tätig. „Ein etwas ungewöhnlicher Begriff, der unseren Familien und Freunden Anlass zum Rätseln gab: Was genau ist Friedensarbeit? Und: Was tut man dabei eigentlich den ganzen Tag? Diese wiederkehrenden Fragen haben wir aufgegriffen, um sie zum Thema eines Audio-Podcasts zu machen“, sagt Jule Koch. Ein motiviertes Team und technische Unterstützung halfen den beiden bei der Umsetzung, sodass 2020 die erste Folge ausgestrahlt werden konnte. Über zwei Dutzend Folgen später haben sie eine Reise durch vier Kontinente gemacht und die Arbeit mehrerer ZFD-Träger beleuchtet.
Persönliche Eindrücke und Konfliktanalysen
„Jetzt mal ganz friedlich“ berichtet vom Alltag der internationalen Friedensarbeit in unterschiedlichen Kontexten aus der Perspektive der ZFD-Fachkräfte. In vielen Folgen steht dabei ein Land im Fokus. Mit jeweils zwei Kolleg*innen vor Ort sprechen die beiden über die Projekte und das Profil ihrer Partnerorganisationen sowie über ihre Aufgaben. So skizzieren sie nebenbei auch die Konfliktgeschichte und die politischen Zusammenhänge in den Ländern. Seit Ende 2020 bereicherten vier Studentinnen den Podcast mit einer Konfliktanalyse zum jeweiligen Fokus. Zwei davon sind auch nach ihrem Studium dabeigeblieben.
Neue Schwerpunkte
Auch nach ihrer Zeit als ZFD-Fachkraft führten Jule Koch und Sebastian Niesar ihr ehrenamtliches Podcast-Projekt fort und entwickelten es inhaltlich weiter: Neben dem Fokus auf einzelne Länder gab es beispielsweise spezielle Folgen zu Corona und Auswirkungen auf die Friedensarbeit, zur ZFD-Konferenz „Dealing with the past“ oder zum Schwerpunkt „Frieden und Klima“. „Außerdem steigt die Zahl der fragilen Kontexte an, in denen Friedensarbeit geleistet wird“, sagt Sebastian Niesar. „,Jetzt mal ganz friedlich` bildet als Podcast die Arbeit von Fachkräften ab, die nicht nur am Konflikt, sondern vermehrt im Konflikt arbeiten. Die Ursprungsfrage ,Was macht man im Zivilen Friedensdienst?` wird erweitert, um: Was kann man auch in heißen Konflikten bewirken?“
Eindrucksvolle Beispiele geben dazu die letzten Folgen. In Myanmar können Fachkräfte und viele Partner nach dem Staatstreich des Militärs nicht mehr im Land selbst arbeiten, sondern begleiten den Weg in eine friedlicherer Zukunft aus dem Nachbarstaat Thailand. Auch in der Ukraine muss das Programm von außen gesteuert werden. Sebastian Niesar betont: „Der Blick des ZFD geht über kurzfristige Bedarfe hinaus und stellt Prozesse dar, wie in weiteren Episoden zu hören ist. Dazu gehören unter anderem die Aufarbeitung von gewaltbelasteter Vergangenheit, die Begleitung von Menschrechtsverteidiger*innen und Versöhnungsprozesse.“
Eigene Erfahrungen fließen ein
Der Podcast gibt dabei nicht nur einen Einblick in den jeweiligen Konfliktkontext und die Arbeitsansätze, sondern schildert auch persönliche Einblicke. „Die Arbeit am Podcast profitiert sehr von unseren eigenen Erfahrungen in der Friedensarbeit. Inhaltlich sind uns die Arbeit und deren Herausforderungen aus eigenem Erleben vertraut. Wir kennen viele Themen, Begriffe und Diskurse in der Entwicklungszusammenarbeit und die Strukturen der Trägerorganisationen. Das hilft dabei, Schwerpunkte zu finden und Fragen zu stellen“, sagt Jule Koch. „Für mich ist der Podcast zudem eine schöne Möglichkeit, mich neben meinem aktuellen Job weiterhin mit internationaler Politik, mit Konfliktfeldern und Friedensinitiativen zu beschäftigen.“
Den Podcast „Jetzt mal ganz friedlich“ gibt es bei Podigee und bei Spotify.
Weitere Podcasts aus der Welt des ZFD:
Es lohnt es sich, auch in weitere Podcasts von verschiedenen ZFD-Trägern hineinzuhören:
Im EIRENE Podcast „Friedenspod“ geht es beispielsweise um Theater und Journalismus gegen Diskriminierung in Burundi und um Selfcare als Friedensfachkraft.
Der Podcast „The Balkan Perspectives“ greift die Themen Vergangenheitsbewältigung und Friedensarbeit auf dem Westbalkan auf und wird von forumZFD-Büros in Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien und Serbien produziert.
Auch im Podcast „Making Space for Dialogue“ von peace brigades international (pbi) geht es unter anderem Themen des Zivilen Friedensdienstes. Zum Beispiel in den Folgen #1 mit der nicaraguanischen Transaktivistin Damaso Vargas, in Folge #2 mit Women Rights Defenders in Nairobi und in Folge #9 über Community Journalismus in Guatemala.
Strategien von Menschenrechtsverteidigerinnen zur Bewältigung von Trauer, Angst, Schuld und anderen Auswirkungen von Gewalt sind das Thema des Podcasts „Mujeres acompañamiendo. Historias de afrontamiento“. Betrieben wird der Podcast von der mexikanischen Partnerorganisation „Alluna Acompañamiento Psicosocial“ des ZFD-Trägers Brot für die Welt.
Fotos: ZFD-GIZ