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Nepal: Für religiöse Toleranz

In der Gemeinde Lahan im Südosten Nepals leben hinduistische und muslimische Gemeinden in direkter Nachbarschaft. Zwischen Mitgliedern beider Religionen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten. Oft eskalierten Streitigkeiten zwischen Einzelpersonen zu Auseinandersetzungen zwischen den Gemeinschaften. Auch Lärmbelästigungen durch Lautsprecher während der Gebete und Rituale beider Gruppen stellten ein Problem für viele Menschen dar. 2015 erreichten die Auseinandersetzungen mit religiösen Prozessionen, Streiks und Protesten ihren Höhepunkt.

Dialogprozesse bauen Spannungen ab

Die ZFD-Partnerorganisation All People's Development Centre (APEC) führte in dieser aufgeheizten Atmosphäre erfolgreiche Dialogprozesse mit Vertreterinnen und Vertretern beider Seiten durch, die zum Abbau von Spannungen und Vorurteilen beitragen konnten. In Zusammenarbeit mit dem ZFD-Träger GIZ startete APEC das Projekt „Hatemalo – common understanding for religious harmony“. Das Ziel: religiöse Harmonie und Toleranz stärken und das friedliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Gemeinschaften fördern. An einer Reihe von Dialogen nahmen 23 führende religiöse und politische Vertreterinnen und Vertreter der hinduistischen und muslimischen Gemeinschaften teil.

Beim interreligiösen Dialog benannten beide Seiten zunächst die zentralen Probleme, suchten dann nach Gründen dafür und erarbeiteten mögliche Lösungen. Schließlich vereinbarten sie eine gemeinsame „Verpflichtung zur interreligiösen Solidarität“. Nach insgesamt 19 Dialogen, die teils gemeinsam und teils innerhalb der beiden Gemeinschaften stattfanden, bildeten die Teilnehmenden einen Hatemalo (interreligiöses Komitee).

Kleine Gesten, große Wirkung

Die Mitglieder des Hatemalo verpflichteten sich, durch kleine Initiativen wie den Austausch von Wünschen zu Festtagen, weitere Dialoge und die Teilnahme an Festen der jeweils anderen Gemeinde die Toleranz und die bessere Kommunikation zwischen beiden Gemeinschaften zu fördern. Außerdem wollen die Mitglieder die Zusammenarbeit mit den lokalen Regierungsbehörden stärken und sie in den Prozess einbeziehen, etwa wenn es um die Umsetzung des Lärmschutzes geht.

Dass die Gründung des Hatemalo gelungen ist, wurde von allen Beteiligten als großer Erfolg angesehen. Amjat Ansari, ein Geschäftsmann aus Lahan, der am Dialogprozess teilgenommen hat, sagt: „Die größte Religion des Menschen ist die Menschlichkeit, deshalb sollten wir uns nicht aufgrund von Religionen diskriminieren.“

Für die Zukunft ist geplant, noch weitere zivilgesellschaftliche Organisationen in der Region in den Prozess der Friedensförderung einzubeziehen.


Der Beitrag basiert auf einem Text von Sadhu Ram Tamang und Deeva Yonzon Lama, ZFD Nepal, mit Unterstützung der Partnerorganisation APEC. Er ist zuerst im GIZ ZFDinfo Newsletter (Ausgabe Nr. 9, März 2022) erschienen.

Mehr über das Engagement des ZFD für einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten in Nepal lesen Sie in unserer Projektdatenbank.

Foto: Ram Bharoshi Mahato (SAMAGRA)