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Myanmar ein Jahr nach dem Putsch

Die drei ZFD-Trägerorganisationen Weltfriedensdienst, KURVE Wustrow und Brot für die Welt arbeiten in Myanmar mit insgesamt zwölf Partnerorganisationen eng zusammen. Vor einem Jahr, am 1. Februar 2021, hat das Militär in Myanmar einen Staatsstreich verübt. Es folgten landesweite Proteste der Zivilbevölkerung und ein Generalstreik in fast allen öffentlichen Einrichtungen des Landes.

Das Militär reagierte mit großer Härte und unterdrückte friedliche Proteste mit Gewalt. Etwa 1.500 Menschen sind seitdem durch das Vorgehen der Junta, einer von der Militärführung provisorisch eingerichteten Regierung, ums Leben gekommen. Mehr als 11.700 Menschen wurden festgenommen. Gewaltsame Konflikte mit dem Militär flammen immer wieder auf, etwa mit Kampfgruppen von Minderheiten im Land und mit zahlreichen neuen bewaffneten Widerstandsgruppen. 

Große Nachfrage nach Bildungsangeboten

Diese Entwicklungen und wiederholte schwere COVID-19 Ausbrüche haben nahezu zum Stillstand des staatlichen Bildungssystems und anderer gesellschaftlicher Bereiche geführt. Viele der ZFD-Partnerorganisationen arbeiten im nicht-staatlichen Bildungsbereich. Ihre Bildungsangebote erfahren großen Zulauf. Mit Unterstützung des ZFD organisieren die ZFD-Partner weiterhin Trainings, die die Sicherheitslage und Lebenssituation der Zivilbevölkerung verbessern sollen – zum Beispiel werden Weiterbildungen in digitaler Sicherheit und Risikomanagement organisiert. Auch gibt es Angebote im Bereich psychosoziale Unterstützung und Online-Trainings zur Ausbildung als Bürgerjournalistinnen und -journalisten. Aus Sicht der beteiligten ZFD-Träger ist es aktuell das Wichtigste, die individuelle Sicherheit der Menschen so gut es geht zu gewährleisten und die Organisationen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.

Besonders herausfordernd ist die Situation für die Mitarbeitenden der Partnerorganisationen im Kayah State und im Mon State, wo in den vergangenen Wochen besonders viele Kampfhandlungen zu beobachten waren. Im Mon State hat sich die dort führende politische Partei zur Junta bekannt. „Viele der langjährigen Beziehungen zur lokalen Administration sind damit für unsere Partnerorganisationen hinfällig“, sagt Dr. Jella Fink, ZFD-Landeskoordinatorin beim Weltfriedensdienst. „Unseren Partnerorganisationen ist es jetzt unmöglich, etwa bei Fällen häuslicher Gewalt noch mit Dorfvorständen, Social Welfare Department, Polizei oder Gerichten zusammenzuarbeiten, da sie selbst gefährdet sind und aus Verstecken heraus agieren müssen.“

Fachkräfte sind virtuell für die Partner da 

Trotz der schwierigen Umstände arbeiten die Partnerorganisationen in der aktuellen Situation unermüdlich weiter, dokumentieren Menschenrechtsverletzungen und unterstützen gewaltfreie Bewegungen – in der Hoffnung, dass ein erneuter Wandel im Land möglich ist. 

Durch die schwere Krise in Myanmar war auch der Zivile Friedensdienst dazu gezwungen, die ZFD-Fachkräfte im April 2021 zu evakuieren. Die Partnerorganisationen werden jedoch weiterhin eng durch die Fachkräfte begleitet. Über virtuelle Treffen und Schulungen stehen sie regelmäßig in engem Kontakt mit den Partnern. „Insgesamt fühlen sich die Menschen in Myanmar von der internationalen Gemeinschaft furchtbar im Stich gelassen“, sagt Dr. Jella Fink. „Der enge Kontakt ist für uns deshalb nicht nur Ausdruck der Solidarität mit unseren Partnern, sondern bietet ihnen auch ein Gefühl der Sicherheit.“


Der Text wurde von den ZFD-Trägerorganisationen Weltfriedensdienst, KURVE Wustrow und Brot für die Welt gemeinsam verfasst.

Das Foto zeigt Proteste kurz nach dem Putsch vor einem Jahr und stammt von VOA Burmese/Wikimedia Commons.

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