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Kenia: Dialog zwischen den Religionen

Nun ist es offiziell: Das Institut „Interreligious Dialogue and Islamic Studies“ (IRDIS) hat seine Arbeit in neu gegründeten, eigenen Organisationsstrukturen aufgenommen. IRDIS soll ein wesentlicher Knotenpunkt für den interreligiösen Dialog in Kenia werden. Die Eröffnungsveranstaltung fand folgerichtig unter dem Titel „Unity of God and Unity in God“ statt. Das in Nairobi angesiedelte Institut ist eine Kooperation des „Tangaza University College“, den „Missionaries of Africa“ und des Zivilen Friedensdienstes. Alle drei Partner verfügen über langjährige Erfahrungen im Dialog zwischen den Religionen.

In den letzten Jahren haben sich die Konflikte in Kenia verschärft – zwischen lokalen ethnischen Gruppen um Zugang und Nutzung von Ressourcen, aber auch die Konfrontationen um ethnische und religiöse Identität. Es ist eine vermehrte islamistische Radikalisierung bis hin zum Extremismus zu beobachten. Diese Entwicklung wird zunehmend zur sicherheitspolitischen, aber auch gesellschaftlichen Herausforderung. Die in Ostafrika operierende Al-Shabaab-Miliz sowie deren autonom in Kenia agierende Gruppen üben eine hohe Anziehungskraft insbesondere auf Jugendliche aus. Die Hauptgründe hierfür liegen in den fehlenden sozialen und wirtschaftlichen Perspektiven, aber auch in der Suche nach kultureller und religiöser Identität und Vorbildern.

Die einflussreichen, vor allem christlichen und muslimischen Religionsgemeinschaften stehen öffentlich für eine engere Kooperation ein. Damit positionieren sie sich gegen religiös-politisch motivierte Gewalt und für politische Reformen. Seit 2015 haben sich vielerorts interreligiöse Komitees gebildet, die auf lokaler, County- und nationaler Ebene zunehmend an Einfluss gewinnen. Hier setzt auch der Zivile Friedensdienst mit seinen Partnerorganisationen an: Durch den Dialog zwischen den Religionen werden Spannungen auf lokaler Ebene abgebaut, bevor sie eskalieren und Radikalisierung befördern.

Gemeinsam mit den beiden Partnern „Missionaries of Africa“ (MAfr) und dem „Tangaza University College“ (TUC) wurde auf Basis der bereits seit vielen Jahren bestehenden Zusammenarbeit nun das Institut „Interreligious Dialogue and Islamic Studies“ (IRDIS) gegründet. Die offizielle Eröffnungsveranstaltung fand am 1. November 2019 am TUC in Nairobi statt. Als Keynote-Speaker konnte der iranische Philosoph und Theologe Dr. Mohammad Ali Shomali gewonnen werden, der sich aktiv und engagiert für den Dialog der Religionen einsetzt.

IRDIS baut auf die drei Säulen Wissenschaft, Praxis und Vernetzung. Die Mitglieder des Kernteams, darunter auch ZFD-Fachkraft Matthias Eder, sind bereits seit längerer Zeit in Ausbildung und Praxis des interreligiösen Dialogs tätig und beteiligen sich an Konferenzen zum Thema, wie zum Beispiel der internationalen Tagung „Religious Extremism and Violence in Africa: Reviewing the practice of intervention & inter-religious dialogue”, die im Oktober 2018 am Hekima University College in Nairobi stattfand. Diese Aktivitäten werden nun im institutionellen Rahmen von IRDIS weiter ausgebaut. Dabei werden unter anderem die relevanten Ausbildungsgänge am TUC um die Perspektive des interreligiösen Dialogs erweitert. Außerdem berät und trainiert das Institut die katholische Bischofskonferenz Kenias bei deren Entwicklung von Strukturen zum interreligiösen Dialog.


Das obige Foto zeigt das Team des neuen Instituts für interreligiösen Dialog und Islamstudien (IRDIS) am Tangaza University College (TUC). Links im Bild ist ZFD-Fachkraft Matthias Eder, der seit 2017 am TUC arbeitet. Eder lehrt in der akademischen Ausbildung und steht in engem Kontakt mit Projekten in der Praxis, die sich in der Mediation von Alltagskonflikten zwischen Menschen christlichen und muslimischen Glaubens engagieren. An der Gründung von IRDIS war er maßgeblich beteiligt. (Foto: IRDIS/AGIAMONDO)


Unser FACTSHEET „Was kann dir Furcht vor dem Unbekannten nehmen? FRIEDEN KANN“ im Rahmen von 20 Jahre ZFD geht ebenfalls auf die Arbeit des ZFD und seiner Partner im Bereich des interreligiösen Dialogs in Kenia ein. Hier erfahren Sie mehr.


Publikationen zum Tema „interreligiöser Dialog in Kenia“, die unter Beteiligung des ZFD entstanden sind:

Das Buch „Inter-religious Dialogue in Africa. In Search of Religious Respect.“ (2016, 100 Seiten) kann beim Verlag Paulines Publications Africa bestellt werden.

Das Trainingsmanual „Manual for Inter-religious Dialogue“ (2012, 261 Seiten) findet sich zum kostenlosen Download in unserer Publikationsdatenbank.