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Kambodscha: Die herausfordernde Arbeit der Zivilgesellschaft

Im September war Putheary Sin im ZFD-Büro in Bonn zu Besuch. Sie ist Geschäftsführerin des Cooperation Committee for Cambodia (CCC), einer Partnerorganisation des Zivilen Friedensdienstes in Kambodscha. 

Die Gründung von CCC ist eng mit der kambodschanischen Geschichte verbunden. Heute ist CCC der größte zivilgesellschaftliche Dachverband in Kambodscha mit 186 Mitgliedsorganisationen, 60 Prozent davon sind internationale Organisationen. CCC hat 30 feste Mitarbeitende in der Geschäftsstelle in Phnom Penh und arbeitet eng zusammen mit regionalen zivilgesellschaftlichen Netzwerken. Die Hauptaufgabe von CCC ist die Stärkung der kambodschanischen Zivilgesellschaft. Dies erfolgt durch Vernetzung, Qualifizierung und Beratung. Außerdem vertritt CCC die Anliegen der zivilgesellschaftlichen Organisationen gegenüber staatlichen Akteuren auf nationaler und regionaler Ebene. Putheary Sin berichtete bei ihrem Besuch über die herausfordernde Arbeit der Zivilgesellschaft in Kambodscha.

Kriege und Gewalt prägen die Geschichte

Die kambodschanische Gesellschaft ist geprägt durch jahrzehntelange Bürgerkriege, die Bombardierung durch die USA während des Vietnam-Kriegs, den Putsch des Generals Lon Nol 1970 und den Umsturz des Lon Nol-Regimes durch die von der VR China unterstützten Roten Khmer 1975. Unter der Herrschaft der Roten Khmer starb jeder vierte Mensch in Kambodscha durch Zwangsarbeit, Hunger, Folter und Mord. Es folgte die Befreiung vom Terror der Roten Khmer und die anschließende Besatzung durch Vietnam (1979-89). All das lastet nach wie vor auf der Bevölkerung. Der Guerillakrieg der Roten Khmer gegen die Regierung endete faktisch erst 1999. Durch die erlittene Gewalt sind viele Menschen traumatisiert. Generationen fehlen, ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre. Das gegenseitige Misstrauen zwischen Staat und Zivilgesellschaft hat in der Geschichte des Landes seine Wurzeln.

„CCC ist darum bemüht, den staatlichen Stellen keinen Grund zur Sanktionierung unserer Arbeit zu geben“, sagt Putheary Sin, „und wir müssen sie oft davon überzeugen, dass wir keine oppositionelle Arbeit machen.“ Damit die Regierung die Arbeit des Dachverbands und seiner Mitglieder weiterhin toleriert, bedarf es transparenter Kommunikation und enger Abstimmungsstrukturen. Auch das ist eine Aufgabe von CCC.

Dass die zivilgesellschaftliche Arbeit auch zum ökonomischen Wohlergehen beiträgt, hilft. „Unsere Mitgliedsorganisationen erhalten zusammengenommen rund 400 Millionen US-Dollar an internationalen Zuschüssen jährlich“, weiß Putheary Sin, „damit tragen sie zum wirtschaftlichen Wachstum bei. Auch das verdeutlichen wir gegenüber staatlichen Stellen.“

Kultur des Friedens im Land stärken

Putheary Sin wies darauf hin, dass „CCC an einem gemeinsamen, verbandsübergreifenden Verständnis für Friedensarbeit arbeitet.“ Seit 2022 wird CCC dabei von einer Fachkraft des ZFD-Trägers Brot für die Welt unterstützt, „die bei allen Verbandsaktivitäten mit ihrer Außenperspektive und dem ergänzenden Fachwissen enorm wertvoll ist, um eine gesellschaftliche Kultur des Friedens im Land zu stärken.“ CCC und der ZFD sind durch ein breites Spektrum friedenspolitischer Arbeitsfelder verbunden.

„Die Flexibilität im ZFD und die Möglichkeiten des Personalaustauschs sind einzigartig und erleichtern uns und unseren Mitgliedsorganisationen die Arbeit,“ sagt Sin.

Arbeit gibt es genug. Im September kommenden Jahres richtet CCC die Jahreskonferenz der International Volunteer Cooperation Organisations (IVCO) des International Forum for Volunteering in Development in Siem Reap/Kambodscha aus. Zur IVCO 2025 werden rund 200 Teilnehmende aus 50 Ländern aller Kontinente erwartet. Das Thema der Konferenz in Kambodscha steht fest: Es geht darum, wie Freiwilligendienste und Fachdienste zur Stärkung von Zivilgesellschaft und der Förderung des Friedens beitragen.

Putheary Sin hofft, durch ihren Besuch in Deutschland auch Teilnehmende aus Staat, Kirche und Zivilgesellschaft mit ihren spezifischen Erfahrungen für dieses Konferenzthema gewinnen zu können.


Mehr zur Arbeit des Cooperation Committee for Cambodia (CCC) finden Sie auf der Webseite der Organisation.
Weitere Informationen zum Engagement des ZFD in Kambodscha finden Sie auch in unserer Projektdatenbank.

Das Foto oben ist beim Besuch von Putheary Sin (Mitte) im ZFD-Büro in Bonn entstanden und stammt von Maren Mittler. Mit dabei sind auch Martina Rieken (Öffentlichkeitsarbeit Konsortium ZFD) und Jürgen Deile (ZFD-Koordinator von Brot für die Welt in Kambodscha).