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Jordanien: Gemeinsam gegen Umweltbelastung

Im Projekt „Environmental Peace in Russeifa“ engagieren sich junge Menschen in der dicht besiedelten Millionenstadt in Jordanien für die Umwelt. Sie führen Gespräche mit der Kommunalpolitik und starten zahlreiche Aktionen zur Bewusstseinsbildung.

In Russeifa blieben viele ökologische Probleme lange ungelöst, etwa der sogenannte Pepsi-See – ein großes, mit stehendem Wasser gefülltes Loch hinter einer Pepsi-Cola-Fabrik. Dort sammelte sich das Abwasser vom Spülen der Flaschen. Eine Hefefabrik leitete zudem ihre Abwässer in einen Wildbach, der von Amman durch Russeifa und weiter nach Zarqa fließt, bevor er schließlich in einen der größten Stauseen Jordaniens, den King-Talal-Damm, mündet. Hinzu kommen Emissionen der Phosphatfabrik, dem größten Verursacher von Umweltverschmutzung in Russeifa.

Die Umweltbelastungen führten zu zahlreichen Gesundheitsproblemen in der Bevölkerung. Viele Menschen leiden an Atemwegserkrankungen und stehen in dem dicht besiedelten Gebiet zudem unter hohem psychologischem Druck. „Hier gibt es Armut, Arbeitslosigkeit, Extremismus, Stress, Drogen und andere Probleme“, sagt Projektleiter Wesam Al Mubarak. „Wir haben beschlossen, zunächst den Zusammenhang zwischen dem Stress, den die Menschen erleben, und den Umweltproblemen zu erklären.“ Zielgruppe des Projekts sind vor allem junge Menschen.

Junge Menschen bewirken Dialog

Gemeinsam mit der Athar Association, einer Partnerorganisation des ZFD-Trägers forumZFD, wurde zunächst ein Team von zehn jungen Männern und Frauen unter anderem in Konfliktsensibilität, Umweltbewusstsein und „Do no harm“ ausgebildet. Dieses Kernteam gab sein Wissen dann an 50 Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren weiter.

Um das Bewusstsein für Umweltfragen in Russeifa zu schärfen, drehten die Jugendlichen einen Dokumentarfilm. Der Held des Films ist ein Kind, das Russeifa so beschreibt, wie es früher aussah: ein Gebiet mit Bauernhöfen, Bäumen und einem Fluss mit sauberem Wasser, das zur Bewässerung genutzt wurde. Als aus dem Kind ein junger Mann wird, erzählt er von seinem Leid, in einer trockenen Gegend ohne Grünflächen zu leben, ohne Wasser im Fluss, von Krankheiten, die durch Fabrikabfälle entstehen.

Die Jugendlichen führten außerdem eine Umfrage zu den Lebensbedingungen vor Ort durch. Verschiedene Gespräche mit Bürgermeister und Stadtrat führten zu einer konstruktiven Diskussion. Nachdem die Stadtspitze zunächst ablehnend reagierte, versprach der Bürgermeister schließlich, die Ideen der Jugendlichen zu unterstützen – darunter das Pflanzen von einigen Hundert Bäumen in der Stadt. Die Stadtverwaltung stellte die Bäume zur Verfügung, und ihre Mitarbeitenden halfen bei der Pflanzung und der Logistik.

Umweltmarathon im Ökopark

Ein weiteres Projekt war ein Umweltmarathon durch den Ökopark, der im August 2023 auf königliche Initiative eröffnet wurde. Der Park zählt zu den wenigen grünen Erholungsorten in der Stadt. Beim Umweltmarathon nahmen rund 150 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren mit dem Ziel teil, das Bewusstsein für die Bedeutung des Umweltschutzes zu schärfen.

Hochwasserschutz und Kampf gegen den Müll

Ein weiterer Erfolg des Projekts: Bulldozer begannen damit, Steine und Abfälle aus dem Flussbett zu räumen. Viele Jahre lang leitete die Hefefabrik ihre Abwässer direkt in den Bach, was auch zu Schäden am Ackerland entlang des Flusses führte. Nach großem öffentlichen Druck der Anwohner*innen wurde die Fabrik gezwungen, das Einleiten von Abwasser in den Bach einzustellen. Doch nach wie vor werden regelmäßig Müll und Bauschutt in den Wildbach geworfen. Im Winter kommt es zudem zu Überschwemmungen von Wohngebieten.

Nun soll der Fluss auf Anregung der jungen Aktivist*innen saniert werden. Für die Überschwemmungsprobleme ist jedoch nicht allein die Stadtverwaltung von Russeifa zuständig. Daher knüpfte die Partnerorganisation Athar Association gemeinsam mit Fachkräften des ZFD Kontakte zu den entsprechenden Stellen in den Ministerien, um die Gewässersanierung voranzutreiben.

Mit all diesen Aktivitäten trägt das Projekt zur ökologischen Friedensförderung in Russeifa bei.


Text und Foto: Salah Malkawi. 
Den Beitrag haben wir gekürzt und leicht angepasst von der Webseite des forumZFD übernommen. 
Das Bild zeigt den ausgetrockteten, verschmutzen Wildbach in Russeifa.
Mehr über das Engagement des ZFD in Jordanien erfahren Sie auch in unserer Projektdatenbank