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Friedensfilmpreis an „Sab changa si“

Die Kombination aus filmischer Nähe, persönlicher Solidarität und kritischer Reflexion überzeugte die Jury: Mit kleiner Kamera begleitete die indische Filmemacherin Teresa A. Braggs Studierende im Jahr 2019. Auslöser der Proteste war das neue Staatsbürgerschaftsgesetz, das die indische Regierung im selben Jahr beschlossen hatte. Es gewährt „illegal“ eingewanderten Menschen religiöser Minderheiten aus Nachbarländern Indiens wie Christinnen, Hindus, Sikhs, Buddhistinnen, Jaina und Parsen die indische Staatsbürgerschaft, schließt aber Muslime aus. Viele Muslime, Studierende und Oppositionsparteien protestierten gegen die Diskriminierung, auch weil mit dem Gesetz erstmals Staatsbürgerschaft und Religion verknüpft wurden – ein Verstoß gegen die indische Verfassung.

Der Film „Sab changa si“ porträtiert einzelne junge Menschen und erzählt von Freundschaft, Liebe, Jugend, Widerstand und Identität in Bezug auf Klasse, Kaste, Religion und Geschlecht. In der Begründung der Jury heißt es, Teresa A. Braggs widme sich mit „beharrlichem und rohem Blick“ den Studierendenprotesten. „Der Film begleitet die komplexen Beziehungen der Protestierenden untereinander sowie den mühsamen Weg zur Solidarisierung einzelner Gruppen.“

Preis für Engagement und Ästhetik

Der 37. Friedensfilmpreis wurde im Rahmen der 72. Berlinale am 20. Februar 2022 verliehen. Der Preis geht regelmäßig an ein Werk, das die Mittel des Films in besonderer Weise in den Dienst des friedlichen Miteinanders und des sozialen Engagements stellt. Er ist mit 5.000 Euro und einer Plastik des Künstlers Otmar Alt dotiert. Verliehen wird er Preis in Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit der Friedensinitiative Zehlendorf e.V., dem ZFD-Träger Weltfriedensdienst im Rahmen der Berlinale.

Eine unabhängige Jury sichtet die Filme der Berlinale und prämiert alljährlich den Film, der thematisch und ästhetisch am meisten überzeugt. Für den Weltfriedensdienst war Peter Steudtner zum dritten Mal Mitglied der Jury. Der Trainer und Berater für gewaltfreie Konfliktbearbeitung und Sicherheit für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger arbeitet auch als Dokumentarfilmer und -fotograf. 2017 wurde er wegen angeblichem Terrorismusverdachts in der Türkei verhaftet und verbrachte dort 113 Tage im Gefängnis. Außerdem gehörten die Dokumentarfimregisseurin Yulia Lokshina und der Journalist Gerd Brendel zur Jury.

Eine lobende Erwähnung der Friedensfilmpreis-Jury fand auch der deutsch-französische Film Europe von Philip Scheffner, der einen kritischen Blick auf den Umgang mit Migrantinnen und Migranten in Europa wirft.


Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf den Seiten des Weltfriedensdienstes und der Heinrich-Böll-Stiftung.
Das Foto stammt aus dem Film „Sab changa si | All Was Good“ von Teresa A Braggs.