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Corona-Pandemie: Friedenserziehung in Wald und Web

Sehen wir es positiv: Während dieser Pandemie ist die Friedenspädagogik in der Ukraine weitergewachsen, obwohl Schulen geschlossen, Offline-Veranstaltungen weitgehend verboten waren und die Fachkräfte des ZFD größtenteils von zu Hause arbeiteten. Wir möchten beispielhaft zeigen, wie unsere Partnerorganisationen „EdCamp Ukraine“ und „Power of the Future“ ihre zuvor geschaffenen Strukturen nutzen, um ihre Aktivitäten weiterzuführen.

„EdCamp Ukraine“ aus Charkiw, einer Provinz im Osten der Ukraine, ist ein Netzwerk aus Lehrkräften, die nicht mehr länger auf institutionelle Veränderungen warten wollten, sondern entschieden, diese Veränderungen selbst herbeizuführen. Von einer einzelnen Person vor fünf Jahren begonnen, gehören der Plattform nun etwa 30.000 Pädagoginnen und Pädagogen an, die Fortbildungen partizipativ „for themselves, by themselves“ anbieten. Der ZFD der GIZ bringt friedenspädagogische Inhalte in diese Fortbildungen ein, zum Beispiel durch das Programm „Soziales, emotionales und ethisches Lernen“ (SEE Learning), ein innovativer Bildungsansatz, der an der US-amerikanischen Emory-Universität, entwickelt wurde.

„Power of the Future“, eine Nichtregierungsorganisation aus Dnipro, der viertgrößten Stadt des Landes, kommt dagegen aus der Psychotherapie und nutzt verschiedene kreative Methoden der Konfliktbearbeitung in Schulklassen und anderen Gruppen. Im Projekt „Creators of Concord“ vertiefen Trainerinnen und Trainer ihr Wissen um Kunsttechniken, Trommelkreise und Playback-Theater-Methoden. Mit Unterstützung des ZFD setzen sie diese kreativen Techniken darauf aufbauend in der friedenspädagogischen Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern ein.

Diese beiden Partnerorganisationen haben sehr unterschiedliche Wege gewählt, um ihre Arbeit unter den gegenwärtigen Bedingungen fortzusetzen.

EdCamp hatte bereits langjährige Erfahrung mit Online-Lösungen, um ihr landesweites Publikum angesichts der großen Distanzen in der Ukraine zu erreichen, und konnte die meisten Aktivitäten sehr schnell in webbasierte Anwendungen verschieben. Eine erste Konferenz mit dem Titel „Anti-crisis National Online EdCamp“ fand mit über 10.000 teilnehmenden Lehrkräften und Eltern statt, mit Beiträgen von Bildungsministerin Ljubomyra Mandsij, PISA-Studienleiter Andreas Schleicher, dem Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari und dem 14. Dalai Lama (einem wichtigen Unterstützer von SEE Learning). Diese Konferenzen werden nun monatlich abgehalten und erreichen jeweils 5.000 Teilnehmende.

Power of the Future hat sich hingegen entschieden, seine Lehrgänge im Freien durchzuführen. Die ukrainischen Frühlings- und Sommerwälder boten für kreative Kunsttechniken eindeutig eine bessere Lernatmosphäre als die allen sattsam bekannten Videokonferenzräume. Am 1. August konnten mit Ausnahmegenehmigung der Landesdirektorin auch zwei ZFD-Fachkräfte erstmals an einer solchen Veranstaltung teilnehmen. Sie moderierten Reflexionssitzungen zum Ende der aktuellen Projektphase und halfen, die durch die Teilnehmenden erworbenen Kompetenzen nachvollziehbar im friedenspädagogischen Gesamtkonzept einzubetten.


Text: Jakob Fürst, ZFD-Fachkraft der GIZ in der Ukraine; Fotos: ZFD/GIZ/Power of the Future [Der Beitrag ist dem ZFDinfo Newsletter 3 | September 2020 des ZFD-Trägers GIZ entnommen.]