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8. März: Frauen fördern den Frieden

Der 8. März ist seit über 100 Jahren Internationaler Frauentag. In diesem Jahr gelten die Solidarität und das Mitgefühl insbesondere den Frauen und Mädchen, die unter den Folgen des Ukraine-Krieges und anderer kriegerischer Auseinandersetzungen zu leiden haben. Millionen sind auf der Flucht und in besonderem Maße von Gewalt und Ausbeutung bedroht. Bewaffnete Konflikte führen nicht nur zu verstärkter Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Auch traditionelle Geschlechterrollen werden wieder gefestigt, wenn Frauen und Kinder fliehen und Männer an der Front gezwungen sind zu kämpfen. Ohne die Überwindung von geschlechtsspezifischer Gewalt kann es grundsätzlich keinen dauerhaften Frieden geben. Der 8. März rückt das in diesem Jahr mit besonderer Schärfe wieder ins Bewusstsein.

Die Erfahrungen zeigen: Wenn Frauen mitverhandeln, steigen auch die Chancen auf Frieden. Deshalb stärkt der ZFD die Beteiligung von Frauen an Friedensprozessen, genauso wie ihre Stellung in Politik und Gesellschaft. Hier Beispiele aus drei Kontinenten:

Alleinstehende Frauen in Nepal stärken

Die ZFD-Partnerorganisation „Women for Human Rights” (WHR) setzt sich in Nepal dafür ein, alleinstehende und von Konflikt oder Gewalt betroffene Frauen gesellschaftlich und rechtlich besser zu stellen. Seit der Gründung im Jahr 1994 hat WHR ein breites Netzwerk mit mehr als 2.000 Frauengruppen in 77 Distrikten mit über 100.000 Mitgliedern aufgebaut, sodass betroffene Frauen selbst in den abgelegensten Regionen Nepals unterstützt und beraten werden können. Durch ihre Fürsprache auf nationaler Ebene hat WHR dazu beigetragen, dass zahlreiche Gesetze, die alleinstehende Frauen diskriminierten, reformiert wurden. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie hat WHR die Arbeit angepasst. „Die Auswirkungen der Pandemie sind nicht geschlechtsneutral", sagt Lily Thapa, Gründerin von WHR. Isoliert zu Hause und oft in prekärer Einkommenssituation ist es für alleinerziehende und alleinstehende Frauen noch schwieriger, ihre Rechte einzufordern. Viele sind von sozialer Ausgrenzung und geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen. WHR stärkt die Frauen und sorgt dafür, dass sie bei staatlichen Hilfen nicht durchs Raster fallen.

Mehr zum Projekt erfahren Sie in unserem Dossier zur Corona-Pandemie und in unserer Projektdatenbank.

Friedensstifterinnen in Bolivien

Die Millionenstadt El Alto ist eine der konfliktreichsten Städte Boliviens. Viele der Einwohnerinnen und Einwohner, die meist indigene Wurzeln haben, leben unterhalb der Armutsgrenze. Etwa 70 Prozent arbeiten im informellen Sektor. Aufgrund schwieriger Lebensbedingungen und einer schlecht funktionierenden Verwaltung kommt es immer wieder zu Gewalt. In Bolivien ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Verfassung zwar festgeschrieben. In der Realität haben Frauen gerade in Konfliktsituationen aber kaum Zugang zu Entscheidungs- und Verhandlungsgremien und oft auch keine wirkliche Stimme. Dabei engagieren sie sich sehr häufig in ihren sozialen Zusammenhängen für friedliche Konfliktlösungen und könnten eine wichtige Rolle in der Konfliktbearbeitung einnehmen. Die ZFD-Partnerorganisation OMAK (Organización de Mujeres Aymaras del Kollasuyo) bildet Frauen zu Friedensstifterinnen aus und setzt sich dafür ein, dass sie bei der Bearbeitung von Konflikten stärker einbezogen werden. Die Frauen können dazu an Fortbildungen zu Frauenrechten, Friedenskultur und Leadership teilnehmen. Durch Empowerment-Prozesse werden sie zum Beispiel befähigt, sich in ihren Stadtvierteln politisch einzubringen und Gehör zu finden. So sollen die Bedürfnisse und Rechte von Frauen sichtbarer gemacht und eingefordert werden.

Mehr über das Projekt erfahren Sie auf der Seite des ZFD-Trägers EIRENE und in unserer Projektdatenbank.

Frauenpower im Sudan

Die ZFD-Partnerorganisation „Bana Group for Peace and Development“ setzt sich für benachteiligte Frauen im Sudan ein, um deren Rechte zu stärken. Sie fördert das Empowerment von Frauen, die unter anderem aufgrund ihres Geschlechts und ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft mehrfach benachteiligt sind. Ihre Forderungen und Bedürfnisse sollen gehört und erfüllt werden. Dazu gehört unter anderem, den eigenen Lebensunterhalt sichern zu können und bei gesellschaftlichen Veränderungen für Frieden und Gerechtigkeit mitzuwirken.

Die Frauenorganisation hat ein Netzwerk von Kontakten im ganzen Land aufgebaut und führt Workshops für ein friedliches Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen durch. Dieses Engagement unterstützt nun auch die Vermittlung im sich verschärfenden Klimakonflikt. Denn die zunehmende Verknappung von Acker- und Weideland infolge des Klimawandels schafft im Sudan immer wieder Konflikte zwischen der sesshaften Landbevölkerung und den so genannten Pastoralistinnen und Pastoralisten – den Wanderhirten, die stets auf der Suche nach guten Viehweiden mit ihren Herden umherziehen. Unter den gewaltsamen Auseinandersetzungen haben vor allem die Frauen zu leiden. „Wir können die Menschen für das Problem sensibilisieren und insbesondere die Konsequenzen für das Leben der Frauen deutlich machen“, erklärt die Bana-Koordinatorin und Geschäftsführerin Samia Ali. „Bewusstseinsbildung ist eine wichtige Voraussetzung für einen gewaltfreien Umgang mit Konflikten.“

Mehr zum Engagement der Frauen im Sudan erfahren Sie in unserem HUB „Frieden verbessert das Klima“ und auf der Seite des ZFD-Tägers KURVE Wustrow.


Zur Geschichte des Internationalen Frauentags

Das aktive und passive Wahlrecht einzufordern war die zentrale Forderung des ersten Internationalen Frauentags am 19. März 1911 in Deutschland, mehreren europäischen Ländern und den USA. Mehr als eine Million Frauen gingen dafür auf die Straße. In den Folgejahren schlossen sich Frauen weiteren Ländern an. Im November 1918 war dieses Ziel in Deutschland endlich erreicht: Frauen erhielten das Wahlrecht.

1921 wurde bei einer großen sozialistischen Frauenkonferenz der 8. März als Internationaler Frauentag festgelegt. Damit sollte an den Textilarbeiterinnen-Streik in Petersburg 1917 erinnert werden, dem große Demonstrationen und weitere Streiks folgten. Diese Ereignisse markierten den Beginn der „Februarrevolution“ in Russland.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde der Internationale Frauentag verboten: Ehefrau und Mutter zu sein wurde (wieder) zum Ideal für deutsche Frauen erhoben.

Mit dem am 24. Mai 1949 in Kraft getretenen Grundgesetz wurde schließlich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Deutschland rechtlich festgeschrieben. Bereits am 10. Dezember 1948 war die Gleichstellung der Geschlechter in der UN-Menschenrechtscharta als Menschenrecht verankert worden.

In den 1960er Jahren wurde der Internationale Frauentag von der Frauenbewegung in Deutschland wiederbelebt. Er entwickelte sich zu einem Tag der Frauensolidarität zwischen Frauen aller Schichten und politischer Ausrichtungen, um auf die Anliegen von Frauen aufmerksam zu machen.

1977 forderte die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre Mitgliedsstaaten auf, einmal jährlich einen Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden auszurichten. In den meisten Ländern wird dieser Tag seitdem am 8. März begangen und als Internationaler Frauentag oder Weltfrauentag bezeichnet.


Das Foto stammt vom ZFD-Träger EIRENE und zeigt Frauen in Bolivien, die für die Beteiligung an der Ausarbeitung ihrer Gemeindesatzung demonstrieren.