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25 Jahre ZFD: Der ZFD ist oft dort, wo sonst niemand mehr ist
01.10.2024Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Zivilen Friedensdienstes fand am 25. September 2024 im Deutschen Bundestag eine Podiumsdiskussion statt. Unter dem Motto „Wirkungsbeispiele aus der Zusammenarbeit von Staat und Kirche bei der zivilen Konfliktbearbeitung“ kamen Vertreter*innen aus Politik, Kirche und Zivilgesellschaft zusammen. Sie würdigten die bisherigen Erfolge des ZFD und diskutierten über die Zukunft der zivilen Konfliktbearbeitung und Gewaltprävention und über die Rolle des ZFD in einer zunehmend instabilen Welt.
Thomas Silberhorn, MdB (CSU), eröffnete die Diskussion mit einem starken Plädoyer für die zivile Krisenprävention. Er machte deutlich, dass militärische Lösungen sowie bilaterale und multilaterale Ansätze allein nicht ausreichten, um die komplexen Ursachen von Konflikten zu verstehen und zu lösen. Stattdessen seien regionale Kontakte und zivilgesellschaftliche Initiativen entscheidend, da sie oft besseren Zugang zu den Menschen hätten als staatliche Akteure. „Der ZFD hat eine ganz besondere Rolle auf der Graswurzelebene, auf der Ebene unterhalb von staatlicher Zusammenarbeit, dort, wo es um den direkten Kontakt zwischen Leuten geht, um die Begegnung vor Ort, um Vertrauensbildung“, betonte Silberhorn.
Einblick in die praktische Friedensarbeit
Einen tiefen Einblick in die praktische Friedensarbeit gab Florentine Nekdem Fandio, die seit 2016 als Koordinatorin des ZFD in Kamerun tätig ist. Der aktuelle Fokus des ZFD in Kamerun liegt auf drei Schwerpunkten: der Stärkung von Frauen, der Friedenspädagogik für Jugendliche sowie der Förderung von Identität und gesellschaftlichem Zusammenhalt durch gemeinsame Symbole und Werte. Fandio betonte, dass der ZFD eine Schlüsselrolle spiele, um das friedliche Zusammenleben zwischen Einheimischen, Binnenvertriebenen und Geflüchteten zu stärken. „Unsere Partner haben viel dafür getan, dass dieses Zusammenleben gelingt“, sagte sie und schilderte, wie der ZFD Jugendlichen Perspektiven eröffnet und sie davor schützt, von extremistischen Gruppen wie Boko Haram rekrutiert zu werden. Besonders stolz sei man darauf, dass viele junge Menschen durch die langjährige Arbeit des ZFD jetzt aktiv nach Veränderung in ihren Gemeinden streben. „Wir bereiten sie darauf vor, künftig entscheidende Positionen in den Kommunen zu übernehmen“, erklärte Fandio. Sie betonte zudem, wie wichtig es sei, die Unterstützung von Zivilgesellschaft und Kirche fortzusetzen, und warnte eindringlich davor, die laufenden Projekte abzubrechen: „Für unsere Partner wäre es äußerst schwierig, wenn wir die Arbeit nicht zu Ende bringen könnten.“
Erfolge des ZFD sichtbarer machen
Für die Zukunft des ZFD betonte Martin Vehrenberg, Mitglied des Beirats der Bundesregierung für „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung“, dass der ZFD nicht nur auf lokaler Ebene wirksam sein dürfe, sondern auch strukturell weiterentwickelt werden müsse. Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt, knüpfte an diesen Gedanken an und hob die Bedeutung einer umfassenden Wirkungsmessung hervor. Sie betonte, wie entscheidend es sei, die Erfolge des ZFD sichtbarer zu machen. Dr. Claudia Lücking-Michel, Geschäftsführerin von AGIAMONDO, ergänzte, dass „Environmental Peacebuilding“ als nächste große Herausforderung angegangen werden müsse, um Konflikte, die durch Klimakrise, Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit entstehen, nachhaltig zu bewältigen.
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass der ZFD auch nach 25 Jahren ein unverzichtbares Programm der zivilen Konfliktbearbeitung bleibt – sowohl international als auch für die deutsche Innen- und Außenpolitik. Die enge Zusammenarbeit von Staat, Kirche und Zivilgesellschaft schafft eine solide Basis, um weltweit auf die Herausforderungen in Krisengebieten zu reagieren und durch zivilgesellschaftliche Initiativen Frieden zu fördern. Constanze Neher, Leiterin der Unterabteilung Zivilgesellschaft, Kirchen, Länder, Kommunen im BMZ, betonte: „Der Erfolg des ZFD, den wir in den letzten 25 Jahren aufgebaut haben, liegt darin, nah bei den Menschen zu sein, gerade dann, wenn staatliche Strukturen an ihre Grenzen stoßen.“ Alle Panelist*innen waren sich einig: Das Besondere am ZFD ist, dass er genau dort aktiv ist, wo oft niemand anderes mehr tätig ist.
Auf dem Podium zu „25 Jahre Ziviler Friedensdienst: Wirkungsbeispiele aus der Zusammenarbeit von Staat und Kirche bei der zivilen Konfliktbearbeitung“ diskutierten am 25. September 2025 im Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestags in Berlin:
- Thomas Silberhorn, MdB (CSU)
- Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt, Berlin
- Constanze Neher, Leiterin der Unterabteilung Zivilgesellschaft, Kirchen, Länder, Kommunen des BMZ
- Dr. Claudia Lücking-Michel, Geschäftsführerin AGIAMONDO, Köln
- Florentine Nekdem Fandio, Koordinatorin Ziviler Friedensdienst, Kamerun
Das Schlusswort sprach Martin Vehrenberg, Mitglied im Beirat der Bundesregierung „Zivile Krisenprävention und Friedensförderung“. Die Moderation hatte Dr. Friederike Repnik von AGIAMONDO inne.
In Kooperation mit der GKKE - Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung
Text: Lea Wrobel, Fotos: Stefanie Loos