Aktuelles

Corona-Pandemie: Mexiko

Die Menschenrechtslage ist in Mexiko so kritisch wie in kaum einem anderen Land. Menschen, die sich für Gerechtigkeit stark machen, werden eingeschüchtert, bedroht und inhaftiert. Manche werden ermordet, viele verschwinden spurlos. Mexikanische Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger (MRV) arbeiten somit unter extremer Anspannung. Die ZFD-Partnerorganisation ALUNA unterstützt sie dabei, ihr Engagement trotz der ständigen Bedrohung aufrechtzuerhalten.

Die 2013 gegründete Nichtregierungsorganisation bietet zivilgesellschaftlichen Organisationen, Journalistinnen und Journalisten wie auch Gemeinden, die im Kontext von Gewalt und Bedrohung arbeiten, psychosoziale Unterstützung an, damit sie mit der Belastung besser umgehen und sich wirkungsvoller schützen können. „Die Corona-Pandemie verschärft die Lage für MRV zusätzlich“, erläutert Clemencia Correa, die Leiterin von ALUNA, die gegenwärtige Lage. „Sie erleben nicht nur eine stärkere Gefährdung ihrer Arbeit, sie sind zusätzlich in ihrer Mobilität eingeschränkt, ihre Bemühungen sind weniger sichtbar, eine wachsende Militarisierung greift im öffentlichen Leben um sich und die Einforderung von Rechten wird zunehmend erschwert. All dies schafft ein Umfeld erhöhter Verletzbarkeit.

Zugleich beobachten die Mitarbeitenden von ALUNA auch ein gestiegenes Maß an psychosozialer Belastung durch die Pandemie und die eingeleiteten Präventionsmaßnahmen innerhalb der Bevölkerung, vor allem bei besonders gefährdeten Gruppen. „Auch wenn das Coronavirus biologisch gesehen alle Menschen gleich stark gefährdet“, sagt Clemencia Correa, „sind Risiken und Gefahren verschieden verteilt; sie sind höher bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel bei sozial Benachteiligten, Angehörigen der ländlichen Bevölkerung, Migrantinnen und Migranten, Angehörigen der LSBTI, bei Frauen, die Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt wurden, etc.“ ALUNA macht daher verstärkt auf die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie aufmerksam – über die eigenen Kanäle, aber auch durch Teilnahme an (virtuellen) Konferenzen und Beiträge in anderen Medien.

Auf der ALUNA-Website wurde ein neuer Bereich zur Corona-Pandemie eingerichtet, in dem eigene Beiträge veröffentlicht und Beiträge anderer verlinkt werden. Dabei geht es einerseits darum zu informieren sowie Schutzmaßnahmen und Wege der Bewältigung vorzustellen. Es geht aber auch darum, eine kritische Auseinandersetzung über den Umgang mit dem Coronavirus und den angeordneten Maßnahmen anzustoßen. „Wir müssen darauf achten, dass die gesellschaftlichen Kontrollmaßnahmen zur Eindämmung von Infektionen nicht zur neuen Normalität werden“, sieht sich Clemencia Correa in der Pflicht. „Wenn sich die mediale Aufmerksamkeit und die Maßnahmen des Staates primär auf die Pandemie richten, dürfen wir erst recht nicht darauf verzichten, auf Menschenrechtsverletzungen sowie auf Aggressionen gegen MRV und Journalistinnen und Journalisten aufmerksam zu machen, deren Erfolge und Kämpfe wir ebenfalls nicht vernachlässigen dürfen.“

Das ALUNA-Webportal zu COVID-19 mit zahlreichen Infos auf Spanisch erreichen Sie über folgenden Link: www.alunapsicosocial.org/covid-19

Abbildung + Foto: ALUNA