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Bühne frei für Friedensarbeit

Theater kann (Laien-)Schauspielerinnen und -spielern, aber auch dem Publikum helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen und die eigene Erfahrungswelt zu reflektieren. Festgefahrene Einstellungen und Verhaltensweisen lassen sich leichter überwinden und kreative Alternativen finden. Viele Projekte des Zivilen Friedensdienstes nutzen die Kraft der Theaterarbeit auch, damit Menschen, die Gewalt und Krieg erlebt haben, den Mut finden, sich mit den Erlebnissen auseinanderzusetzen, sich öffentlich zu Wort zu melden und mit anderen an einer Kultur des Friedens zu arbeiten.

Bei der Theaterarbeit des ZFD und seiner Partner kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Am bekanntesten ist wohl das Forumtheater, das der Brasilianer Augusto Boal (1931-2009) beschrieben hat. Forumtheater hat zum Ziel, benachteiligte Gruppen zu befähigen, die eigenen Interessen zu formulieren und dafür einzustehen. In einer Konfliktszene werden gemeinsam mit dem Publikum verschiedene Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet.

Beim Playback Theater, das der US-Amerikaner Jonathan Fox und die aus Neuseeland stammende Jo Salas in den 1970er Jahren entwickelt haben, erzählen die Zuschauerinnen und Zuschauer zunächst von ihren persönlichen Erfahrungen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler setzen diese dann feinfühlig in Szene. Im Anschluss haben die Erzählenden die Möglichkeit, das Gesehene zu kommentieren. Als interaktives Improvisationstheater dient diese Methode auch dazu, einen neuen Blickwinkel auf Konflikte zu gewinnen.

Beim Unsichtbaren Theater werden Theaterstücke nicht auf der Bühne, sondern ohne Ankündigung plötzlich an öffentlichen Plätzen als Straßentheater aufgeführt. Diese Form der Aktionskunst geht auch auf Augusto Boal zurück.

Egal, mit welcher Methode Theater gespielt wird: Bei den Projekten der ZFD-Partnerorganisationen geht es immer um Impulse für sozialen Wandel. Hier einige Beispiele:

Nepal: Theater für soziale Veränderung

Nepal ist auch 16 Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs ethnisch, religiös und politisch tief gespalten. Armut und soziale Ungerechtigkeit bestimmen den Alltag großer Teile der Bevölkerung. In Nepal werden Partnerorganisationen des ZFD darin unterstützt, die Methode des Forumtheaters bekannt zu machen und anzuwenden. Dadurch finden Gewaltopfer eine Plattform, Erlebtes öffentlich zu machen und zu verarbeiten. Der ZFD-Träger GIZ und sein Partner, das Mandala Theatre Nepal, haben darüber hinaus einen entscheidenden Anteil an der Organisation des „Nepal International Theatre Festival“, das viele künstlerische Akzente für die friedliche Entwicklung eines Landes setzt. Ab dem 25. November 2022 findet eine Neuauflage des Festivals statt.

Große Seen: Forumtheater gegen Gewalt

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde die Region der Großen Seen zum Schauplatz zahlreicher gewaltsamer Konflikte, die großes Leid in der Bevölkerung Ruandas, Burundis, Ugandas und der DR Kongo verursacht haben. Im ZFD-Programm Große Seen wird die Methode des Forumtheaters angewandt, um Gewalt gegen Frauen vorzubeugen und gesellschaftliche Konflikte sowie Konflikte um Land zu bearbeiten. Außerdem dient es dazu, Spannungen zwischen geflüchteten Menschen und der einheimischen Bevölkerung abzubauen. Der ZFD-Träger EIRENE unterstützt hier die Theatergruppen der Partnerorganisation CHIRO in Burundi. Junge Erwachsene aus Burundi setzen in dem Theaterprojekt ein Zeichen für Verständigung. Das junge Theater stellt schauspielerisch dar, was Diskriminierung und Ausgrenzung bedeuten. Mehr über das Projekt erfahren Sie auf den Seiten von EIRENE.

Libanon: Playback-Theater stärken

Der Libanon, der nach Jahren des Bürgerkriegs selbst mit vielen innergesellschaftlichen Problemen zu kämpfen hat, beherbergt im Verhältnis zur eigenen Bevölkerung die meisten Geflüchteten weltweit. Mit dem Theaterprojekt „Obour – Crossings“ für Laiendarstellerinnen und -darsteller setzt der ZFD-Träger forumZFD gemeinsam mit Partnerorganisationen im Libanon auf die friedensfördernde Kraft des Theaters. Im Libanon gibt es bereits seit einiger Zeit eine lebendige Playback-Theater-Szene. Durch das Projekt werden mehrere Theatergruppen in ihren Fähigkeiten zur Konfliktbearbeitung gestärkt, damit sie zu einem sicheren Ort für den Austausch persönlicher Geschichten werden können. Unter anderem geht es darum, während des Theaterspiels sensibel mit Konflikten umzugehen sowie gewaltvolle Strukturen zu erkennen und aufzubrechen. Außerdem schafft das Projekt einen Raum für Dialog in zerstrittenen oder ausgegrenzten Gemeinschaften. Mehr über das Projekt erfahren Sie auf den Seiten des forumZFD.


Literaturtipp: Das englischsprachige Handbuch „Theatre for Peace“, das der ZFD-Träger Brot für die Welt herausgegeben hat, enthält theoretische und praktische Einsichten in die partizipative Theaterarbeit. Erfahrungen aus den verschiedenen Ländern, darunter Sierra Leone, Kamerun und Südsudan, sind in das Handbuch eingeflossen. Das Buch kann in der ZFD-Publikationsdatenbank kostenfrei heruntergeladen werden.

Das Foto oben zeigt eine Playback-Theater Aufführung im Libanon und stammt vom forumZFD.