Im Fokus:
Guinea
Guinea hat gute Voraussetzungen dafür, dass Wirtschaft und Gesellschaft gedeihen: fruchtbare Böden, reichhaltige Bodenschätze, vielfältige Landschaften. Doch das Potenzial konnte bislang nicht für die Entwicklung des Landes genutzt werden. Auf dem Human Development Index rangiert Guinea auf den hinteren Positionen.
Hoffnung auf dem Pulverfass
Nach seiner Unabhängigkeit 1958 wurde Guinea jahrzehntelang durch autoritäre Regime geknechtet und herabgewirtschaftet. Es kam zu schweren Menschenrechtsverletzungen, die bis heute kaum aufgearbeitet wurden. Mit dem Übergang von militärischer zu ziviler Regierung Ende 2010 war die Hoffnung auf Rechtsstaatlichkeit, wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftliche Aussöhnung verbunden. Politische Unruhen, staatliche Willkür, Korruption, Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und gewaltsam ausgetragene Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen sind weiter an der Tagesordnung.
Seit den Parlamentswahlen Ende 2013 hat sich die Lage im Land zwar etwas beruhigt. Großes Konfliktpotential liegt aber in der allgemeinen Frustration über die miserablen Lebensbedingungen und der damit verbundenen Perspektivlosigkeit. Vor allem Guineas Jugend in den Städten ist nicht bereit, dies länger tatenlos hinzunehmen. In den Städten kommt es regelmäßig zu Demonstrationen und Straßenkämpfen, aber auch zu gewaltsamen Übergriffen gegen Oppositionelle. Zentrum des politisch motivierten Protests ist die Hauptstadt Conakry. Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstrierenden prägen seit mehreren Jahren das Bild.
Trotz aller Last konnte Guinea bislang ein gewisses Maß an Stabilität halten. Ein Flächenbrand innerhalb des Landes konnte vermieden werden. Daran haben auch der ZFD und seine Partner einen Anteil. Während viele der Nachbarländer in Bürgerkriege verfielen, war Guinea imstande, etwa einer Million Menschen Zuflucht zu bieten. Im vergangenen Jahrzehnt wurden wichtige Schritte in Richtung Demokratie angekündigt.
Dennoch haben die Jahrzehnte der Unterdrückung ein Klima der Gewalt hinterlassen. Ohne Aufarbeitung der Vergangenheit, ohne Überwindung gesellschaftlicher Gräben, ohne Entwicklung einer konstruktiven Konfliktkultur, ohne Festigung demokratischer Strukturen, aber auch ohne wirtschaftlichen Aufschwung bleibt die Gefahr der gewaltsamen Eskalation bestehen. Der ZFD und seine Partner arbeiten daran, diese Gewalt einzudämmen, Gräben zu überwinden und den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft zu fördern.