Zivil ist der Weg: Ressourcenkonflikte konstruktiv angehen
ZFD-Akteur
Projektland
Projektlaufzeit
2020 bis 2024Konfliktkontext: Große Teile Kenias sind von Instabilität geprägt. Vielerorts brechen gewaltsame Konflikte zwischen Ethnien aus. Wesentlicher Auslöser ist die Ungleichheit beim Zugang zu Ressourcen und Dienstleistungen (wie Bildung und Gesundheitsversorgung). Diese Ungleichheit ist auch durch die systematische Vernachlässigung bestimmter Gruppen und Regionen bedingt. Bei vielen Menschen hat sich ein Gefühl der Ausgrenzung und Benachteiligung eingestellt. Eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, extreme Armut und ungünstige Umweltbedingungen verstärken das Konfliktpotential. Auch die hohe Zahl an (Binnen-) Geflüchteten lastet auf dem Land. Allein 475.000 Menschen aus anderen Ländern haben in Kenia Schutz gesucht (UNHCR, 31.1.19). Anschläge der Terrormiliz Al-Shabaab destabilisieren Kenia seit 2011 zusätzlich. Zuletzt erfolgte im Januar 2019 ein Anschlag in der Hauptstadt Nairobi. Die Regierung hat im Namen der nationalen Sicherheit Grundrechte eingeschränkt und auch die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen erschwert. Wer sich für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzt, läuft Gefahr, diffamiert, bedroht, angegriffen oder verhaftet zu werden. In den letzten Jahren kam es vermehrt zu außergerichtlichen Hinrichtungen, Folter und Gewalt durch Sicherheitskräfte. Im Anschluss an die Präsidentschaftswahlen 2007 erschütterten gewaltsame Unruhen das Land. Innerhalb weniger Wochen waren mehr als 1.200 Todesopfer und über 600.000 Binnenvertriebene zu beklagen. Tief verwurzelte ethnische und soziale Spaltungen wurden sichtbar. Auch die Wahlen 2017 gingen mit wochenlangen Unruhen einher, die aber weniger blutig verliefen. Doch das Gerangel um die Wahl hat das Land weiter polarisiert. Der erste Urnengang wurde für ungültig erklärt. Die Neuwahlen wurden von der Opposition boykottiert. Bei geringer Wahlbeteiligung wurde Präsident Uhuru Kenyatta für eine weitere Amtszeit bestätigt. Sein Kontrahent Raila Odinga ernannte sich daraufhin zum „Präsidenten des Volkes“. Die Lage beruhigte sich, als sich Kenyatta und Odinga im März 2018 überraschend auf einen „Unity Deal“ einigten. Darin liegt grundsätzlich das Potenzial, das Land zu einen und zu stabilisieren. Bislang bleiben die Übereinkünfte jedoch zu vage. Das Konfliktpotential ist ungebrochen.
Projekt: Die Projektregion lsiolo County wird regelmäßig durch gewaltsame Auseinandersetzungen um Land und Ressourcen erschüttert. Wasser und Weideland sind knapp, daher steigt das Konfliktpotenzial stetig an. Weite Teile der ansässigen Bevölkerung fühlen sich an den Rand gedrängt. Armut, Analphabetismus, Arbeits- und Perspektivlosigkeit sind hoch. Mit groß angelegten Infrastrukturprogrammen versucht die kenianische Regierung die wirtschaftliche Entwicklung der Region anzukurbeln. Konflikte werden dadurch aber teilweise verschärft, weil für eben diese Programme Landflächen vereinnahmt werden. Der ZFD setzt sich mit seiner Partnerorganisation Isiolo Peace Link (IPL) dafür ein, dass bestehende und aufkommende Konflikte gewaltfrei angegangen werden. Dazu setzt IPL vor allem auf traditionelle Formen der Mediation, also Ältestenräte, Friedenskomitees und gemeinschaftliches Ressourcenmanagement. IPL schult die Mitglieder dieser Gruppen in gewaltfreier Konfliktbearbeitung. Staatliche Akteure werden für die unterschiedlichen Organe und deren Fähigkeiten sensibilisiert. Interethnische Dialogforen sorgen dafür, dass ebenfalls präsente Spannungen zwischen den verschiedenen Ethnien abgebaut werden. Die Bedrohungen für das Ökosystem des Ewaso-Ng'iro-Flusses rückt IPL mit Kamel-Karawanen in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Fluss ist die Lebensgrundlage für etwa 3,6 Millionen Menschen. Doch die Auswirkungen des Klimawandels, eine wachsende Bevölkerung, die Intensivierung der Landwirtschaft, Infrastrukturprojekte und Umweltverschmutzung bringen ernsthafte Gefahren und Konflikte mit sich. IPL führt Gespräche mit den Anrainergemeinden, mit Behörden und Regierung, um auf eine nachhaltige Nutzung und eine friedliche Koexistenz hinzuarbeiten. In der besonders kritischen Phase anstehender Wahlen wird auch eng mit Sicherheitskräften zusammengearbeitet: Ein gemeinsames Einsatzzentrum sorgt dafür, dass entstehende Konflikte bereits im Ansatz friedlich beigelegt werden. Die gemeinnützige Partnerorganisation IMPACT konzentriert sich in erster Linie auf Friedensbildung, Menschenrechte, Regierungsführung, Landrechte und politische Interessenvertretung. IMPACT ist spezialisiert und erfahren in der Arbeit mit sozial ausgegrenzten Gruppen, insbesondere mit indigenen Völkern, die Wanderweidewirtschaft (Pastoralismus) betreiben oder Jäger- und Sammlergemeinschaften angehören. Darüber hinaus befasst sich IMPACT mit Fragen der innergemeinschaftlichen Marginalisierung, von der vor allem Frauen, Jugendliche und Schmiede betroffen sind. Die Organisation wurde 2002 als direkte Reaktion auf die zunehmenden Menschenrechtsverletzungen gegen Pastoralistinnen und Pastoralisten im gesamten Laikipia-Distrikt gegründet. Der ZFD unterstützt gemeinsam mit der Partnerorganisation IMPACT indigene Gemeinschaften in Laikipia County, um sie in die Lage zu versetzen, ihre natürlichen und biokulturellen Rechte zu schützen. IMPACT fördert und stärkt die Vertretung indigener Völker in der Regierung, vermittelt bei Land- und Ressourcenkonflikten zwischen Gemeinschaften, Unternehmen und der Regierung, erleichtert den Dialog zwischen den Gemeinschaften, stärkt die Rolle von Pastoralistinnen und Pastoralisten als Konfliktvermittler, betreibt Forschung und setzt sich für Maßnahmen zur Stärkung von Land- und Ressourcenrechten ein. Einen innovativen Ansatz der Konfliktschlichtung und Prävention verfolgt die Partnerorganisation CPI (Children Peace Initiative Kenya). In Peace-Camps kommen Schülerinnen und Schüler von zwei Konfliktparteien zusammen. Auf spielerische Weise lernen sie sich kennen und haben die Möglichkeit, Freundschaft zu schließen. Die Kinder sind dabei der "Einstiegspunkt", um die Familien zu erreichen und auch für die Zukunft eine positive Verbindung zwischen den Konfliktparteien zu erreichen. Mit dem Projekt wurde schon in einigen Regionen der Austausch zwischen Konfliktparteien unterstützt und dadurch Frieden nachhaltig gefördert.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
3Weitere Informationen
Aktuelle trägerübergreifende Informationen zum Engagement des ZFD in Kenia finden sich hier: www.facebook.com/CPSKenya