Projekt
Trotz allem und gerade deshalb: die Menschen miteinander ins Gespräch bringen
Land
ZFD-Akteur
Konfliktkontext: Nach Jahrzehnten militärischer Diktatur begann 2011 ein Prozess der politischen und gesellschaftlichen Öffnung. Ein Meilenstein war die Parlamentswahl 2015, die Myanmar den ersten zivilen Präsidenten seit über 50 Jahren brachte. Doch das Militär übt weiterhin einen großen Einfluss aus. Ihm unterstehen per Verfassung die Ministerien für Inneres, Verteidigung und Grenzangelegenheiten, außerdem 25 Prozent der Parlamentssitze. Zudem ist die Gesellschaft des Vielvölkerstaates mit 135 anerkannten Ethnien stark gespalten. Seit Jahrzehnten kommt es zu gewaltsamen Konflikten mit bewaffneten Rebellengruppen. Die Diskriminierung von Minderheiten ist weit verbreitet. Auch die Verfassung gewährt ihnen nicht die geforderten Rechte. Nicht alle Ethnien sind überhaupt anerkannt, so zum Beispiel die Rohingya. Dadurch werden im Dialog zur nationalen Aussöhnung, den die neue Regierung verfolgt, auch nicht alle Bevölkerungsgruppen berücksichtigt. So dauern die Kämpfe in manchen Landesteilen an, obwohl 2015 ein Waffenstillstand mit acht Rebellengruppen vereinbart wurde. Soziale Ungerechtigkeit, Armut, Konkurrenz um Ressourcen und Land wie auch die Schatten der Vergangenheit bergen ein großes Konfliktpotential. Hinzu kommt die Enteignung von Bäuerinnen und Bauern im Zuge großer Infrastrukturprojekte und durch unkontrolliertes „Landgrabbing“. Spannungen entstehen auch durch die Rückkehr von Binnenvertriebenen und ins Ausland Geflüchteten. In Myanmar gibt es mehrere Hunderttausend Binnenvertriebene (IDPs: internally displaced people), also Menschen, die sich in anderen Teilen des Landes in Sicherheit gebracht haben. Hinzu kommt über eine Million Menschen, die in anderen Ländern Schutz gesucht haben. Seit der Öffnung des Landes kehren IDP und Geflüchtete einerseits in ihre Heimat(region) zurück. Andererseits treiben wieder aufflammende Konflikte oder eintretende Naturkatastrophen erneut Menschen in die Flucht. In den Aufnahmegemeinden und dort, wo Menschen zurückkehren, kommt es wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage und einer überlasteten Infrastruktur häufig zu Konflikten. Der ohnehin fragile Friedensprozess steht dadurch vor einer weiteren Herausforderung mit hohem Eskalationspotenzial - vor allem, nachdem im Februar 2021 landesweit Politikerinnen und Politiker und Mitglieder der Zivilgesellschaft durch das Militär festgenommen wurden. Das Militär übernahm die Macht und ordnete den Ausnahmezustand an.
Projekt: Das Projekt stärkt kirchliche und zivilgesellschaftliche Partnerorganisationen in drei Schlüsselbereichen: 1. friedensorientierte Medienarbeit, 2. zivile Bearbeitung von Land- und Ressourcenkonflikten und 3. im Dialog zwischen Gruppen, die aufgrund von religiösen und ethnischen Kategorien als „anders“ definiert werden. Die Stärke des Partnerspektrums besteht darin, dass kirchliche und säkulare Partner verschiedener Ethnien in einem Programm zusammenkommen, um in einem Land zu kooperieren, das durch starke Zersplitterung gekennzeichnet ist. Die Partnerorganisationen engagieren sich bereits im interreligiösen und interkulturellen Dialog und treten für die Rechte benachteiligter Gruppen und Minderheiten ein. Die Fachkräfte des Zivilen Friedensdienstes unterstützen ihre myanmarischen Kolleginnen und Kollegen – unter anderem durch Schulung und Strategieberatung – darin, ihr Potenzial zur Friedensförderung besser auszuschöpfen. Auf diese Weise sollen die Partner noch wirkungsvoller dazu beitragen können, direkte, strukturelle und kulturelle Gewalt, welche die Hauptursache für Flucht und Binnenvertreibung in Myanmar bildet, zu reduzieren. Dazu ist es notwendig, Räume für Dialog und gemeinsame Aktivitäten zwischen den verschiedenen Gruppen zu schaffen, die von Miteinander, gleichberechtigter Beteiligung und konstruktiver Kommunikation geprägt sind. Jedoch erfordert die extreme Verwundbarkeit der (zurückkehrenden) Geflüchteten und der von Flucht bedrohten Menschen gleichzeitig, dass die Gruppe der Pflichtenträger in die Verantwortung genommen wird. Daher wird auch der Dialog mit den politisch Verantwortlichen gesucht. ln der ersten Projektphase arbeiten die ZFD-Fachkräfte in den Büros der Partnerorganisationen in Myanmars größter Stadt Yangon. Von Beginn an werden aber auch Aktivitäten in den Regionen außerhalb Yangons gefördert und schrittweise ausgebaut.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
Weitere Informationen
Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.