Projekt

Perspektiven schaffen: durch Dialog, Training und Mitbestimmung

Land

Jordanien

ZFD-Akteur

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Konfliktkontext: Jordanien gilt seit Jahrzehnten als eines der stabilsten Länder im Nahen Osten. Doch die Konflikte in den Nachbarländern Irak, Syrien, Israel und den Palästinensischen Gebieten gefährden auch die Stabilität Jordaniens. Seit Beginn des israelisch-arabischen Konflikts hat Jordanien Hunderttausende palästinensische Geflüchtete aufgenommen. Durch den Syrienkrieg haben seit 2011 zudem über 650.000 Menschen Zuflucht in Jordanien gesucht; staatliche Stellen gehen sogar von 1,3 Millionen syrischen Geflüchteten aus. Hinzu kommen über 200.000 Geflüchtete aus dem Irak. Vor dem Hintergrund bestehender wirtschaftlicher Probleme, Ressourcenknappheit und sozialer Ungleichheit steigt das Konfliktpotential stetig. Immer häufiger kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten und Einheimischen, aber auch zwischen anderen gesellschaftlichen Gruppen. Die jordanische Bevölkerung besteht etwa zu 60 bis 70 Prozent aus Menschen mit palästinensischen Wurzeln und etwa zu einem Drittel aus der traditionellen jordanischen Bevölkerung. Insgesamt ist eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft zu beobachten. Auch die Schere zwischen Arm und Reich weitet sich. Von den rund 9,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern lebt etwa ein Drittel in relativer Armut. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt deutlich über 30 Prozent. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Bevölkerung, aber auch der Kommunen und Regionen sind aufgrund des zentralistischen politischen Systems gering. So kommt es häufig zu Demonstrationen und Protestaktionen. Die Gefahr, dass Konflikte gewaltsam eskalieren und dass sich Menschen radikalisieren, ist real. Staatsoberhaupt König Abdullah II. zeigt sich grundsätzlich offen und reformbereit. Im Zuge des „Arabischen Frühlings“ leitete er 2011 eine Verfassungsreform ein und übertrug mehr Kompetenzen auf das Parlament. Im Juni 2018 flammten erneut Proteste auf, die sich gegen die Sparpolitik der Regierung und gegen steigende Lebenshaltungskosten richteten. Daraufhin kam es zu einer Regierungsumbildung. Der neue Premier Omar Razzaz steht nun vor der schwierigen Aufgabe, das Land aus der Wirtschaftskrise zu führen und zugleich den gesellschaftlichen Frieden zu wahren. Hierfür braucht es auch eine stärkere Zivilgesellschaft. Gegenwärtig fehlt es ihr an Ressourcen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Projekt: Das Projekt setzt dort an, wo Spannungen gewaltsam zu eskalieren drohen. Gezielte friedensfördernde Maßnahmen sollen Auseinandersetzungen innerhalb der Gesellschaft, aber auch Konflikte zwischen Staat und Zivilbevölkerung entschärfen. Dabei wird sowohl auf Dialog und Mitbestimmung gesetzt, als auch auf die Kraft kultureller Ansätze (Theater, Kunst und Sport). Zielgruppen sind Geflüchtete und andere wenig beachtete Teile der Bevölkerung, vor allem Frauen und Jugendliche. Die jordanische Bevölkerung ist sehr jung: Etwa 35 Prozent der rund 9,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Vielen Jugendlichen fehlt es jedoch an Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeiten – insbesondere in wirtschaftlich schwachen und vernachlässigten Regionen. Das macht sie anfällig für Gewaltanwendung und Radikalisierung. Zugleich liegt in der Jugend ein großes Potenzial wie Rakan Al-Rawad von der ZFD-Partnerorganisation Al-Qantara im Süden des Landes weiß: „Die Jugend ist die größte Gruppe der jordanischen Gesellschaft und sie steht vor vielen Herausforderungen. Mit jungen Menschen zu arbeiten und sie zu befähigen, diese Herausforderungen zu meistern, wird sie zu einer positiven Kraft für die Entwicklung Jordaniens machen.“ Angesichts der sich zuspitzenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage werden gemeinsam Perspektiven entwickelt, die auch Alternativen zu einer drohenden Radikalisierung eröffnen. Die Gewaltbereitschaft wird durch Trainings in Sozialkompetenz und gewaltfreier Konfliktbearbeitung aufgefangen. Sichere Räume für Dialog und Begegnung fördern einen konstruktiven Umgang miteinander und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Durch gemeinsame Aktivitäten wächst die gegenseitige Akzeptanz – und die Erkenntnis, dass Verschiedenheit einen Mehrwert für die Gesellschaft bedeutet. Letztlich wird auch daran gearbeitet, dass sich die Zielgruppen stärker in die Entscheidungsprozesse in ihren Gemeinden einbringen können, um erforderliche Veränderungen auf lokaler Ebene anzustoßen.

Projektpartner

Al Qantara
Creativity Club Karak
Future Pioneers for Empowering Communities
I Dare for Sustainable Development
Ruwwad

Projektstandorte

Al Karak
Amman
Ma´an

Zielgruppen

Vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Geflüchtete, Frauen und Jugendliche sowie Bewohnerinnen und Bewohner von dezentralen und wirtschaftlich schwachen Regionen

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

6

Weitere Informationen

Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Stand

4. Quartal 2023