Projekt

Nicht aufgeben: Zivilgesellschaft weiter beistehen

ZFD-Akteur

Weltfriedensdienst

Projektland

Myanmar

Projektlaufzeit

2019 bis 2024

Konfliktkontext: Nach Jahrzehnten militärischer Diktatur begann 2011 ein Prozess der politischen und gesellschaftlichen Öffnung. Ein Meilenstein war die Parlamentswahl 2015, die Myanmar den ersten zivilen Präsidenten seit über 50 Jahren brachte. Doch das Militär übt weiterhin einen großen Einfluss aus. Ihm unterstehen per Verfassung die Ministerien für Inneres, Verteidigung und Grenzangelegenheiten, außerdem 25 Prozent der Parlamentssitze. Seit Jahrzehnten kommt es zu gewaltsamen Konflikten zwischen Militär und bewaffneten Rebellengruppen. Auch wenn 2015 ein Waffenstillstand mit acht Rebellengruppen vereinbart werden konnte, dauern die Kämpfe in manchen Landesteilen an. Soziale Ungerechtigkeit, Armut, Konkurrenz um Ressourcen und Land wie auch die Schatten der Vergangenheit bergen ein großes Konfliktpotential. Zudem ist die Gesellschaft des Vielvölkerstaates mit weit über 100 Ethnien stark gespalten. Die Diskriminierung von Minderheiten ist weit verbreitet. Auch die Verfassung gewährt ihnen nicht die geforderten Rechte. Nicht alle Ethnien sind überhaupt anerkannt, so zum Beispiel die Rohingya. Somit werden im Dialog zur nationalen Aussöhnung, den die neue Regierung verfolgt, erst gar nicht alle Bevölkerungsgruppen berücksichtigt. Spannungen entstehen auch durch Migration und Flucht. Bis zu 500.000 Menschen haben Schutz in anderen Landesteilen gesucht. Über eine Million Menschen sind in andere Länder geflüchtet. Seit der Öffnung des Landes kehren Binnenvertriebene und Geflüchtete teilweise zurück in ihre Heimat(region). Doch wieder aufflammende Konflikte und Naturkatastrophen treiben immer wieder aufs Neue Menschen in die Flucht. In den Aufnahmegemeinden und dort, wo Menschen zurückkehren, kommt es wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage und einer überlasteten Infrastruktur häufig zu Konflikten. Der ohnehin fragile Friedensprozess steht dadurch vor einer weiteren Herausforderung mit hohem Eskalationspotenzial -  vor allem, nachdem im Februar 2021 landesweit Politikerinnen und Politiker und Mitglieder der Zivilgesellschaft durch das Militär festgenommen wurden. Das Militär übernahm die Macht und ordnete den Ausnahmezustand an.

Projekt: Die Ablehnung der Militärdiktatur war für die Menschen in Myanmar ein verbindendes Element. Mit Beginn der Demokratisierung sind alte Konfliktherde aufgebrochen, interethnische und interreligiöse Spannungen haben sich verschärft. Staat und Gesellschaft stehen vor der Herausforderung, die Bevölkerungsgruppen miteinander zu versöhnen und zu einen. Der Zivilgesellschaft kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Das Projekt ist in den Provinzen Kachin-, Mon- und Shan-Staat angesiedelt. Alle drei Regionen sind von ethnischen Konflikten wie auch von Vertreibung und Flucht, von Umsiedlung und Migration geprägt. Immer wieder aufflammende Kämpfe (vor allem Kachin und Shan), nicht umwelt- und sozialverträgliche Großprojekte (vor allem Shan) sowie anhaltende Arbeitsmigration in besser gestellte Nachbarländer (vor allem Mon) wirken destabilisierend. Der langfristige Ansatz des ZFD kann einen Beitrag dazu leisten, die Lebensumstände der Betroffenen in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zu bessern, eine konstruktive Interaktion zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen zu fördern und so den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Fluchtursachen zu mindern. Der ZFD unterstützt dazu zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für friedlichen Dialog und demokratische Teilhabe einsetzen. Die noch junge Organisation MPYA (Mong Pan Youth Association) (be)stärkt junge Erwachsene darin, sich aktiver für Frieden, Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Mit Veranstaltungen, Workshops und Öffentlichkeitsarbeit werden sie darüber aufgeklärt, mit Ausbildungen in Sozialarbeit sowie Trainings in Führung und Interessenvertretung werden sie dazu befähigt. Die Ende der 1980er Jahre gegründete MWO (Mon Women’s Organization) arbeitet mit lokalen Frauengruppen, um deren Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel Myanmars auszubauen. Bislang ist die Teilhabe von Frauen an Entscheidungsprozessen sehr begrenzt. MWO ändert das auf Gemeindeebene durch Trainings, Vernetzung und Lobbyarbeit. Die Partnerorganisation NDI (Naushawng Development Institute) setzt ebenfalls auf basisnahe Bildungsarbeit. In der „Naushawng Community School“ werden junge Menschen aus den umliegenden Dörfern und angrenzenden Geflüchtetencamps in Friedensarbeit, zu Menschenrechten sowie in Englisch und Sozialwissenschaften unterrichtet. Gleichzeitig führt NDI Forschungsprojekte zu gesellschaftlichen Problemen durch. So hat eine Studie die systematische Diskriminierung von jugendlichen Geflüchteten im staatlichen Bildungssystem aufgedeckt. NDI erarbeitet auf dieser Basis konkrete Lösungsvorschläge, die sie der Lokalpolitik unterbreitet.

Projektpartner

Wir arbeiten mit mehreren lokalen Organisationen zusammen. Zu ihrer Sicherheit nennen wir die Namen der Partnerorganisationen in öffentlichen Darstellungen nicht.

Projektstandorte

Kachin-Staat
Mon-Staat
Shan-Staat

Zielgruppen

(zurückkehrende) Binnenvertriebene und Geflüchtete; von Flucht bedrohte Menschen; Dorfbevölkerung und lokale Führungspersonen; Frauen und junge Erwachsene; Minderheits- und benachteiligte Bevölkerungsgruppen; basisnahe zivilgesellschaftliche Organisationen; politische Entscheidungsträgerinnen und -träger auf kommunaler Ebene

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

3

Weitere Informationen

Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Stand

1. Quartal 2023