Projekt
Kleine, aber wichtige Schritte, den Zusammenhalt zu fördern und den Frieden zu mehren
Land
ZFD-Akteur
Konfliktkontext: 2011 erklärte der Südsudan seine Unabhängigkeit vom Norden des Landes. Die Menschen schöpften Hoffnung auf Frieden. Schließlich lagen viele Jahrzehnte Bürgerkrieg hinter ihnen. Doch im Dezember 2013 brach auch im Südsudan, dem jüngsten Staat der Erde aus, ein Bürgerkrieg aus. Hintergrund war ein Machtkampf zwischen Präsident und Vizepräsident der regierenden SPLM, der einstigen Befreiungsarmee „Sudan People& 39;s Liberation Army“. Der Konflikt schwelte schon länger, war aber zuvor durch den gemeinsamen Kampf um Unabhängigkeit vom Sudan in den Hintergrund gerückt. Die Lage eskalierte und mündete in Kämpfen zwischen verschiedenen Gruppen der Armee, verbunden mit massiven Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Rund 400.000 Tote sind seit 2013 zu beklagen. Der Konflikt wurde ethnisch aufgeladen und wird heute wesentlich als Konflikt zwischen Dinka und Nuer wahrgenommen. Millionen von Menschen wurden vertrieben und flohen in andere Landesteile oder benachbarte Länder. Massenmorde, Verstümmelungen, sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungen wurden in systematischer Weise als Kriegsstrategie eingesetzt, um die Gegenseite zu schwächen und zu demoralisieren. Die Wirtschaft brach zusammen und große Teile der Zivilbevölkerung sind bis heute auf humanitäre Hilfe angewiesen. Laut UN leben nach wie vor 1,4 Millionen Menschen als intern Vertriebene im Südsudan, 2,2 Millionen als Geflüchtete im Ausland. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist von akutem Hunger bedroht. Die Versorgungslage ist katastrophal. Staatliche Institutionen sind schwach oder nicht vorhanden. Die Gräben zwischen Menschen, Gruppen und Ethnien sind aufgrund der anhaltenden Gewalt immer tiefer geworden. So bestimmen interethnische Konflikte und der Kampf um Macht und Ressourcen nach wie vor das Geschehen. Durch das vorherrschende Klima der Gewalt und die weite Verbreitung von Kleinwaffen enden diese schnell tödlich. Zwar konnte 2015 ein Friedensabkommen unterzeichnet werden, doch schon bald flammten die gewaltsamen Auseinandersetzungen wieder auf. 2018 wurde das Friedensabkommen erneuert. Doch dessen Umsetzung ließ lange auf sich warten, die vereinbarte Waffenruhe blieb brüchig. Anfang 2020 gelang es den Hauptkonfliktparteien eine Einheitsregierung zu bilden. Die Umsetzung der weiteren Bestimmungen des Abkommens, wie zum Beispiel die Einrichtung einer Übergangsjustiz sind große Herausforderungen. Noch kann der gesamte Prozess scheitern.
Projekt: Die anhaltend fragile Lage im Südsudan erfordert niederschwellige Ansätze und die Bereitschaft, kleine Schritte zu gehen. Bei der Formulierung angestrebter langfristiger Wirkungen sind Bescheidenheit und ein hohes Maß an Konfliktsensibilität angebracht. Gleichwohl ist es wichtig, weiterhin auf zivile Konfliktbearbeitung zu setzen. Die Ziele des im Aufbau befindlichen Projekts sind, der bestehenden Kultur der Gewalt und dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken. Stattdessen soll der soziale Zusammenhalt auf lokaler Ebene gestärkt werden. Dies kann aber nur gelingen, wenn die Menschen die Möglichkeit erhalten, sich mit ihrer von Flucht und Gewalt geprägten Vergangenheit auseinanderzusetzen. Um überhaupt wieder vertrauensvolle Beziehungen aufbauen zu können, müssen sie ihre Traumata in einem sicheren Rahmen unter professioneller Begleitung bearbeiten können. Dazu braucht es kompetente Akteurinnen und Akteure in Kirche und Zivilgesellschaft. Hier setzen die Fachkräfte des ZFD daher zunächst an: Es gilt, die Mitarbeitenden in kirchlichen Einrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zu stärken, damit sie den Menschen vor Ort beiseite stehen und sie wieder zusammenbringen können. Das umfasst Teamentwicklungs- und Organisationsentwicklungsprozesse, aber auch konkrete thematische Begleitung und Weiterbildung, etwa in Trauma- und Gruppentherapie. Gemeinsam mit den Partnern vor Ort werden Räume für Dialog und Begegnung geschaffen, zum Beispiel für Studierende, für Kirchengemeinden, wie auch für Jugend- und Frauengruppen in den Partnerdiözesen. Um Friedensarbeit nachhaltig verankern zu können, müssen die Strukturen, die diese Friedensarbeit fördern, selber etabliert sein. Die Stärkung und Vernetzung der Partnerorganisationen soll dazu beitragen, diese Strukturen zu festigen und auszubauen.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
Weitere Informationen
Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.