Jugendlichen konstruktive Wege eröffnen
ZFD-Akteur
Projektland
Projektlaufzeit
2020 bis 2022Konfliktkontext: Religiös aufgeladen, hochgradig militarisiert, komplex und festgefahren, das sind die Merkmale des Nahostkonflikts, der seit über 70 Jahren währt. Auf die Staatsgründung Israels 1948 folgte unmittelbar der erste „Israelisch-Arabische Krieg“, der mit umfangreichen Vertreibungen der in der Region ansässigen palästinensischen Bevölkerung einherging. Seitdem kam es vielfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. 1967 besetzte Israel das Westjordanland und den Gazastreifen, Gebiete, die nach dem „UN-Teilungsplan für Palästina“ von 1947 der palästinensischen Bevölkerung zustehen. Gaza blieb bis 2005 besetzt, das Westjordanland ist in großen Teilen weiterhin unter israelischer Kontrolle. Der andauernde israelische Siedlungsbau macht aus dem Gebiet einen Flickenteppich. Die palästinensische Bevölkerung ist hier Repressionen wie Landenteignung, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt. Der Gazastreifen wird seit 2007 durch Israel und Ägypten fast vollständig abgeriegelt, sodass die Versorgungslage inzwischen katastrophal ist. Die meisten Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zwei Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind arbeitslos. Obwohl die Bedürftigkeit im Gazastreifen am größten ist, ist auch die Lage in den Geflüchtetenlagern und den sogenannten C-Gebieten im Westjordanland äußerst schwierig. Angesichts der aussichtslosen Lage haben sich in weiten Teilen der Bevölkerung Frust und Resignation breitgemacht. Die zunehmende Isolierung, Frustration und die schwindende Hoffnung der palästinensischen Bevölkerung auf einen souveränen eigenen Staat kann sich in gewalttätigen Aktionen entladen. Es kommt immer wieder zu Raketenbeschuss auf Israel und zu israelischen Angriffen auf Ziele in Gaza. Umso wichtiger ist es, weiterhin die Stimmen derjenigen in den jeweiligen Gesellschaften zu stärken, die eine friedliche Lösung der Konflikte verfolgen. Aber: Der Druck auf die Zivilgesellschaft steigt. Der Raum für gewaltfreie Initiativen schrumpft stetig. Friedensaktivistinnen und Friedensaktivisten werden immer häufiger bestenfalls als naiv, schlimmstenfalls als Verräterinnen und Verräter angesehen.
Projekt: Wer in einem Klima permanenter Bedrohung groß wird, hat wenig Chancen auf eine gesunde psychosoziale Entwicklung. Wer Hass und Gewalt als Norm erlebt, findet von allein kaum einen Weg aus dieser Spirale. Wenn dann noch Arbeits- und Perspektivlosigkeit hinzukommen, gesellen sich zur Ohnmacht schnell Frustration, Wut und Aggression – ein idealer Nährboden für Gewalt und Radikalisierung. Um dem entgegenzuwirken arbeitet dieses Projekt mit Kindern und Jugendlichen, und zwar vorrangig in den palästinensischen Geflüchtetencamps im Westjordanland und in Ostjerusalem. Vor dem Hintergrund der katastrophalen Lebensbedingungen haben sie vermehrt Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Sprach- oder Lernschwierigkeiten und reagieren mit auffälligem, mitunter aggressivem und delinquentem Verhalten. Der ZFD arbeitet mit neun zivilgesellschaftlichen Initiativen, die diese Jugendlichen stärken. Neben psychosozialen Beratungs- und Therapieangeboten schaffen sie in ihren Häusern und Zentren mit pädagogisch geschultem Personal sichere Räume für die Jugendlichen. Hier lernen sie im Rahmen der Interaktion mit anderen Jugendlichen alternative Denk- und Verhaltensmuster kennen und erproben konstruktive Wege, mit Konflikten und der ständigen Belastung umzugehen. Dazu nutzen die Partner und der ZFD kreative, musikalische Angebote wie Fotografie, Musik, Gesang und Tanz sowie sportliche Angebote, wie Parcour, Klettern, Aikido und Yoga. Diese ermöglichen ihnen die Begrenzungen der eigenen Lebenswelt in konstruktiven Gestaltungsprozessen neu zu betrachten. Dabei lernen sie ihre Wut und Aggression auf gesunde und produktive Weise auszudrücken.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
3Weitere Informationen
Der ZFD der GIZ engagiert sich in den Palästinensischen Gebieten zusätzlich über ein Projekt im Rahmen der „Sonderinitiative Flucht“: „Mit Ventil zum Ziel: Alternativen zu Hass und Gewalt“
Mehr über die Arbeit des Zivilen Friedensdienstes im Nahen Osten erfahren Sie in unserem Dossier Gewaltprävention.