Jugend (in) Bewegung: Perspektiven schaffen Frieden
ZFD-Akteur
Projektland
Projektlaufzeit
2019 bis 2023Konfliktkontext: Nach Bürgerkriegen und Ebola-Epidemie stehen die beiden westafrikanischen Länder Sierra Leone und Liberia heute vor der Herausforderung, Rechtstaatlichkeit, soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schaffen und zu schützen. ln Sierra Leone herrschte nach den insgesamt friedlich verlaufenen Wahlen vom März 2018 und dem Machtwechsel zunächst eine aufgeheizte Stimmung. Diese hat sich inzwischen gelegt und verschiedene populäre Maßnahmen der Regierung wie der unentgeltliche Schulbesuch für alle haben stabilisierend gewirkt. Auch in Liberia kam es im Januar 2018 zu einem Machtwechsel. Der neue Präsident George Weah hat große Erwartungen bei der Bevölkerung geweckt. Ob er sie einlösen kann, ist noch nicht klar. Trotz Aufbruchstimmung wird die Lage in beiden Ländern von gravierenden Konfliktfaktoren bestimmt: Armut und Perspektivlosigkeit lasten auf weiten Teilen der Bevölkerung. Viele sind auf landwirtschaftliche Selbstversorgung angewiesen. Doch Umweltzerstörung, die Auswirkungen des Klimawandels und das Missmanagement von natürlichen Ressourcen machen ihnen zusehends das Leben schwer. Die reichhaltigen natürlichen Ressourcen kommen vor allem ausländischen Firmen und einigen wenigen privilegierten Menschen zugute. Undurchsichtige Praktiken und Korruption beherrschen den Sektor. Die Grundbedürfnisse der lokalen Bevölkerung werden oft übergangen. Umweltprobleme haben sich in den letzten Jahren erheblich verschärft. Dies hat zu Verelendung und Konflikten in mehreren Regionen beider Länder geführt. Die Nahrungsmittelversorgung ist ebenfalls erheblich beeinträchtigt. Es kommt zu Landflucht, da die Menschen ohne ausreichendes Land ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können und abwandern. Viele junge Menschen kehren ihrer Heimat gänzlich den Rücken. Aufgrund der Folgen von Bürgerkrieg und Ebola-Epidemie sowie der gesellschaftlichen Strukturen, in denen Jugendliche und junge Erwachsene zu wenig Gehör finden und keine Perspektiven sehen, hat sich in den letzten Jahren zudem eine Jugendkultur von Gewalt, Kleinkriminalität und Machtkämpfen entfaltet. ln Liberia·schwelen außerdem seit Jahren Konflikte zwischen Ethnien, regionalen und religiösen Gruppen, die immer wieder gewaltsam aufbrechen. ln Sierra Leone gibt es eine lange Tradition der Toleranz gegenüber anderen Religionen und Ethnien, die aber durch den Krieg, die Folgen der Ebola-Epidemie und den Generationenkonflikt beeinträchtigt wird. Ausgrenzung und Zersplitterung der Gesellschaft gehören verstärkt zum Alltag beider Länder. Gerüchte und Vorurteile grassieren. Dies schwächt die Zivilgesellschaft und verstärkt das Risiko gewaltsamer Konflikte.
Projekt: Fachkräfte des ZFD stärken ihre Partnerorganisationen darin, den vielfältigen Herausforderungen mit zivilgesellschaftlichem Engagement zu begegnen. ln den letzten Jahren stand vor allem die Überwindung der Folgen der Ebola-Epidemie, die die Mano-River-Region Westafrikas von 2014 bis 2016 erschütterte, im Mittelpunkt. Es wurde jedoch weiterhin in den Bereichen Dialog-, Informations- und Jugendarbeit sowie im Ressourcenmanagement gearbeitet. Dieses Engagement wird nun wieder intensiviert. Durch den Ausbruch der Corona Pandemie ab Ende März 2020 konnten viele Aktivitäten erst einmal nur begrenzt durchgeführt werden. Durch die schnelle Reaktion beider Regierungen sind die Infektionszahlen jedoch gering geblieben und viele Einschränkungen konnten inzwischen wieder zurückgenommen werden. Die kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Partner arbeiten in erster Linie auf Gemeindeebene. Sie stärken lokale Gemeinschaften, damit diese gut informiert über ihr Land und die Nutzung natürlicher Ressourcen entscheiden und ihre Interessen besser vertreten können. Sie werben für Transparenz und Beteiligung von Betroffenen und nutzen internationale Mechanismen wie die Beschwerdeverfahren der Entwicklungsbanken oder die „Voluntary Guidelines on the Responsable Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests“ der Vereinten Nationen. Auch durch Öffentlichkeits- und Advocacy-Arbeit setzen sich die Partner für eine die Gesellschaft stabilisierende Nutzung der natürlichen Ressourcen ein. Des Weiteren zielt die Arbeit darauf ab, das soziale Gefüge zu stärken und die Menschen dabei zu unterstützen, sich als Bürgerinnen und Bürger aktiv in öffentliche Angelegenheiten einzubringen. Durch Dialogarbeit setzen sich die Teilnehmenden unterschiedlicher Herkunft, Religion, Kultur, Geschlecht und Alter konstruktiv mit Vorurteilen und Ausgrenzung auseinander und bringen ein gewaltfreies tolerantes Miteinander voran. Durch das Projekt sollen vor allem Jugendliche und junge Erwachsene erreicht werden, die als mehrheitlicher Bevölkerungsanteil die Zukunft beider Länder entscheidend prägen werden, in der heutigen Gesellschaft aber zu wenig Gehör finden. Das macht sie anfällig für Gewalt und Radikalisierung. Diejenigen, die sich das leisten können, machen sich häufig auf den Weg nach Europa oder in die USA. Das Engagement der Partnerorganisationen hilft jungen Frauen und Männern, Perspektiven in den Gesellschaften Sierra Leones und Liberias zu entwickeln und gewaltfrei für ihre Interessen einzutreten. Gezielt werden junge Frauen und Männer zudem darin unterstützt, tradierte Geschlechterrollen zu hinterfragen und geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen etwas entgegenzusetzen. Die Fachkräfte unterstützen die Partnerorganisationen in den Bereichen Jugendarbeit, non-formale Bildung für junge Erwachsene, Genderarbeit und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt, Management natürlicher Ressourcen, Umwelterziehung, Lobby- und Advocacyarbeit, insbesondere auch bei der Entwicklung von Strategien im Umgang mit multinationalen Investoren.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
6Weitere Informationen
Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.