Projekt

Sozialer Wiederaufbau: Dialogförderung über ethnische, soziale und politische Grenzen hinweg

Land

Irak

ZFD-Akteur

Forum Ziviler Friedensdienst

Konfliktkontext: Die Diktatur von Saddam Hussein, drei Golfkriege und die gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) haben der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten unsägliches Leid zugefügt. Die IS-Miliz hatte 2014 große Gebiete des Irak erobert und tausende Menschen getötet. Nach erbitterten Kämpfen gelang es der irakischen Armee und verbündeten kurdischen und schiitischen Milizen mit internationaler Unterstützung im Dezember 2017 alle Gebiete zurückzuerobern. Seitdem konnten über vier Millionen irakische Geflüchtete in ihre Heimatregion zurückkehren. Doch mehr als anderthalb Millionen Irakerinnen und Iraker bleiben Geflüchtete im eigenen Land. Hinzu kommen rund 250.000 Geflüchtete aus Syrien. Die Versorgungslage ist kritisch. Insgesamt sind im Irak sieben Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Zuge des bewaffneten Konflikts mit dem IS wurde die Infrastruktur einschließlich der Wasser- und Stromversorgung vielerorts weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau kommt nur schleppend voran. Reformen werden durch mangelnde Effizienz, aber auch durch Korruption nur unzureichend umgesetzt. Das führt regelmäßig zu Demonstrationen und Protestaktionen. Dabei kommt es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Sicherheitskräften, teilweise mit Verletzten und Todesopfern. Auch muss weiterhin mit Anschlägen und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen und Sicherheitskräften gerechnet werden. Auch der IS verübt weiter Anschläge aus dem Untergrund. Hinzu kommen Konflikte innerhalb der Zentralregierung, aber auch zwischen Zentralregierung und der Kurdischen Regionalregierung. Auch (politisch motivierte) Konflikte zwischen den ethnischen und religiösen Gruppen im Irak dauern an. Der Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen ist oft durch Misstrauen, Vorurteile und historische Altlasten vergiftet. Die massiven Gewalterfahrungen haben die Menschen traumatisiert. Die Voraussetzungen für den Aufbau einer friedlichen, demokratisch und rechtsstaatlich geprägten Gesellschaft sind dadurch schwer beschädigt. Bestehende Konflikte können sich jederzeit zuspitzen. Seit Anfang Oktober 2019 kommt es im ganzen Land zu Massenprotesten, die sich gegen Korruption, Arbeitslosigkeit und die marode Infrastruktur richten. Die Proteste werden meist gewaltsam niedergeschlagen. Die Gefahr der Eskalation schwebt über dem Land.

Projekt: Das Projekt ist in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak sowie in der Provinz Ninawa im Nordwesten des Landes angesiedelt. Es zielt darauf ab, einen Beitrag zum sozialen Wiederaufbau der Region zu leisten. Bislang fehlt es hier an langfristigen, auf Nachhaltigkeit angelegten Programmen zur Stärkung von Frieden und gewaltfreier Konfliktbearbeitung. Vielen Nichtregierungsorganisationen mangelt es derzeit noch an Erfahrung und Qualität in der Planung und Umsetzung von Friedensvorhaben und der adäquaten Aufarbeitung massiver Gewalterfahrungen. Außerdem sind die Akteure untereinander kaum vernetzt, Erfahrungen werden kaum aufgearbeitet und ausgetauscht. Der ZFD will diese friedensfördernden Kräfte zusammenbringen und mit seinem Fachwissen in ziviler Konfliktbearbeitung unterstützen. Die zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen werden daher dahingehend gestärkt und beraten, ein friedliches Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen über ethnische, soziale und politische Grenzen hinweg zu fördern. Das schließt auch die Unterstützung bei der Rückkehr und Wiederansiedlung von Binnengeflüchteten ein, die einst vor dem IS geflohen waren. Die internationalen und nationalen Fachkräfte des ZFD sind in diesem Projekt nicht in feste Partnerstrukturen eingebunden, sondern beraten ihre Partner und Partnerinnen als Externe. Dadurch können viele unterschiedliche Akteure und Initiativen unterstützt werden. Neben den zivilgesellschaftlichen Organisationen besteht auch eine Kooperation mit der Universität von Dohuk in der Autonomen Region Kurdistan. Mit dem dort angesiedelten „Center for Peace and Conflict Resolution Studies“ wurde bereits ein „Training of Trainers-Programm“ aufgebaut, das Studierende in Konfliktanalyse und Dialogansätzen schult. Das Oberziel des Projekts ist es, eine demokratische Kultur der Inklusion, der gewaltfreien Konfliktregelung und des friedvollen Miteinanders zu etablieren. Hierdurch soll auch ein Beitrag zur Stabilisierung der sozialen und politischen Situation in der Region geleistet werden.

Projektpartner

zivilgesellschaftliche Organisationen und „Community Based Organisations“

Projektstandorte

Autonome Region Kurdistan
Dohuk
Erbil
Ninawa

Zielgruppen

Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen, allgemeine Bevölkerung, insbesondere auch Frauen und Jugendliche, über ethnische, soziale und politische Grenzen hinweg

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

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Weitere Informationen

Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.

Stand

4. Quartal 2023