Projekt
Förderung der zivilen Konfliktlösung- und Medienkompetenz durch Friedenspädagogik und Friedensjournalismus
Land
ZFD-Akteur
Konfliktkontext: Seit Beendigung der indonesischen Besatzung 1999 und der Unabhängigkeit 2002 stehen Regierung und Gesellschaft immer noch vor der immensen Aufgabe, ein zerstörtes Land aufzubauen. Das betrifft einerseits die materiellen Schäden an Infrastruktur, Wirtschaft und Verwaltung. Andererseits haben Gewalt und Unrecht während Besatzung und Widerstand soziale und psychische Wunden gerissen. Viele Menschen sind traumatisiert. Konflikte werden weiterhin häufig gewalttätig ausgetragen, und auch häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder ist verbreitet. Die Hoffnung, die Unabhängigkeit werde eine Verbesserung des Lebensstandards bringen, hat sich für die meisten Menschen bislang nicht erfüllt. Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Rund ein Drittel der Menschen kämpft täglich darum, satt zu werden. Seit Jahren nehmen Streitigkeiten wegen ungeklärter Land- und Wasserrechte an Häufigkeit und Schärfe zu. Es mangelt zudem an Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die Perspektiven eröffnen würden. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit ist mit 40 Prozent extrem hoch. Die prekäre Lage der unter 25-Jährigen, die über 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, birgt ein hohes Konfliktpotential in sich. Als Folge der bislang nicht gelösten Probleme kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu gewaltsamen Ausschreitungen. 2017 fanden freie, faire und weitestgehend friedliche Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Auf Grund des knappen Wahlausgangs konnte zwar zunächst keine Regierung gebildet werden, dennoch blieb die Situation im Land weitestgehend friedlich. Im April 2018 kam es zu Neuwahlen, die zu einem Regierungswechsel führten. Nach einem fast einjährigen politischen Stillstand wurde der ehemalige Staatspräsident Taur Matan Ruak im Juni 2018 als neuer Premierminister vereidigt. Seitdem hat sich die Situation im Land weiter entspannt, allerdings brauchen Staat und Gesellschaft auch weiterhin Unterstützung, um die nach wie vor großen Herausforderungen zu bewältigen.
Projekt: Der ZFD setzt in Timor-Leste vor allem auf die junge Generation. Erklärtes Ziel ist es, die Kultur der Gewalt zu durchbrechen, die im Laufe der Kolonial- und Besatzungszeit entstanden ist, und die sich auch in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen widerspiegelt. Jugendliche sollen alternative Wege der Konfliktaustragung kennenlernen, damit sie den vielfältigen Spannungen in der Gesellschaft konstruktiv begegnen können. Gemeinsam mit der Partnerorganisation Fundaçao Cristal werden zu diesem Zweck Kurse für Schulen erarbeitet und umgesetzt. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, aber auch ihre Lehrkräfte setzen sich aktiv mit den Konflikt- und Friedenspotenzialen in ihrem Umfeld auseinander und erproben gewaltfreie Methoden der Konfliktbearbeitung. Um Reflektion und Dialog anzuregen, werden verstärkt partizipative Unterrichtsmethoden eingesetzt. Die Arbeit von Fundaçao Cristal steht beispielhaft für das friedenspädagogische Engagement einer ganzen Reihe weiterer Partnerorganisationen des ZFD im Land. Außerdem ist der ZFD im Bereich Friedensjournalismus aktiv. Unterstützt werden beispielsweise die beiden lokalen Radiostationen Radio Liberdade in Dili und Radio Lian Matebian in Buacau. Diese beiden freien Radios („Community Radios“) haben sich der „Civic Education“ (in etwa: Lernen für Demokratie und Zivilgesellschaft) verschrieben und produzieren hierzu Bildungsprogramme, die in vielen Regionen des Landes ausgestrahlt werden. Eine ZFD-Fachkraft unterstützt die beiden Sender bei der Aufbereitung friedensrelevanter Themen und dem Ausbau der Web-Kommunikation. Ein Beispiel dieser Zusammenarbeit ist das wöchentliche Radiomagazin „TekiToke!“ (Mädchen! Jungs!) von Radio Liberdade. Die Sendung bringt auf den Punkt, was Jugendliche bewegt. Hier wird ausgewogen informiert, lebhaft diskutiert und ein Beitrag zur friedlichen Entwicklung des Landes geleistet. Support bekommt auch die jesuitische Organisation CPA (Casa de Produção Audiovisual). CPA befördert den Friedensprozess im Land mittels audiovisueller Medien. Für die Dokumentation „Jakarta 2“ hat die Nichtregierungsorganisation 2016 den wichtigsten Medienpreis Timor-Lestes als „Best TV-Documentary“ erhalten. Der Film setzt sich mit den Opfern und Tätern der Besatzungszeit auseinander und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der gewaltbelasteten Vergangenheit.