Projekt

An einem Tisch: Landkonflikte gemeinschaftlich ausbalancieren

Land

Uganda

ZFD-Akteur

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Konfliktkontext: Uganda litt fast vierzig Jahre unter den Diktaturen Idi Amins und Milton Obotes. Mit der Machtübernahme von Yoweri Museveni, der zuletzt 2016 in seinem Amt bestätigt wurde, begann 1986 ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes. Die politische, wirtschaftliche und soziale Lage besserte sich. Dennoch leiden viele Menschen bis heute unter extremer Armut, insbesondere die Bevölkerung in ländlichen Regionen und im krisenanfälligen Norden und Nordosten sowie die weibliche Bevölkerung. Der Bürgerkrieg, der über zwei Jahrzehnte in Uganda herrschte, hat tiefe Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. Bestehende Konfliktherde schwelen unter der Oberfläche einer scheinbar „befriedeten“ Region weiter. Von Seiten der Politik gibt es wenig Anstrengung, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Auch in anderen Bereichen haben die Reformbemühungen in jüngster Zeit nachgelassen. Erhebliche Probleme bei der Regierungsführung, besonders bei der Korruptionsbekämpfung, sind offensichtlich. Seit 2016 sind zudem Einschränkungen der Menschenrechte zu beobachten. Das größte Konfliktpotenzial birgt die Verteilung der knappen Ressource Land, da über 80 Prozent der Bevölkerung darauf angewiesen sind, ein eigenes Stück Boden zu bewirtschaften, um zu überleben. Inzwischen kommt es zu Landkonflikten auf allen gesellschaftlichen Ebenen: im familiären Kontext, zwischen Gruppen mit unterschiedlicher Lebensweise (Weide- versus Landwirtschaft), innerhalb und zwischen ethnischen Gruppen bis hin zu großflächigem Landgrabbing durch Investoren, von dem ganze Gemeinden betroffen sind. Staatliche und traditionelle Institutionen sind mit den Problemen überfordert oder teilweise selbst involviert. Verschärft werden die Konflikte durch das hohe Bevölkerungswachstum, die infrastrukturelle Isolation der ländlichen Regionen, die Perspektivlosigkeit der Menschen und die weite Verbreitung von Kleinwaffen. Auch die Auswirkungen des Klimawandels erhöhen den Druck zusehends. Teilweise werden die Spannungen zusätzlich durch interethnische Auseinandersetzungen angefeuert. Eine hohe Zahl an Geflüchteten, vor allem aus der DR Kongo und dem Südsudan, erhöht den Druck ebenfalls. Uganda zeichnet sich durch eine Geflüchtetenpolitik aus, die weltweit als beispielhaft gilt. Allerdings geraten die Aufnahmegemeinden an ihre Belastungsgrenze. Auch die Rückkehr von Binnengeflüchteten führt zu Auseinandersetzungen, da ihr angestammtes Land längst von anderen besiedelt wurde.

Projekt: Der ZFD arbeitet in Teso und Karamoja, zwei Regionen im Nordosten Ugandas, an einer gewaltfreien Bearbeitung von Landkonflikten. Beide Regionen zählen zu den ärmsten Ugandas und Konflikte um Land und Boden sind, auch als Folge vorheriger Konflikte, besonders ausgeprägt. Zu der grundsätzlichen Problematik, dass Land und Boden aufgrund des raschen Bevölkerungswachstums und dem zunehmenden wirtschaftlichen Druck immer umkämpfter sind, kommen weitere konfliktverschärfende Aspekte hinzu: So gibt es in der Region Teso regelmäßig Konflikte zwischen Binnengeflüchteten, die zurückkehren, und der Bevölkerung, die in der Region verblieben war. In der benachbarten Region Karamoja prallen vor allem Gruppen aufeinander, die für ihre Naturweidewirtschaft traditionell große Flächen Land beanspruchen. Die Konkurrenz um die wenigen Landflächen wird zusätzlich durch die Abgrenzung von Wild- und Waldschutzgebieten und durch den zunehmenden Abbau von Bodenschätzen mit großflächiger Landnahme durch in- und ausländische Investoren befeuert. In, aber auch zwischen beiden Regionen münden Konflikte um Land immer häufiger in Gewalt. Zusammen mit seinen Partnerorganisationen initiiert und begleitet der ZFD daher Dialogprozesse, an denen alle Konfliktparteien der jeweiligen Region teilnehmen – vertreten durch zivilgesellschaftliche Gruppen, Vertreterinnen und Vertreter staatlicher Behörden und Lokalregierungen, traditionelle Autoritäten sowie privatwirtschaftliche und informelle Schlüsselakteure. Ziel ist, dass sich die Teilnehmenden gemeinschaftlich um eine Beilegung der Konflikte bemühen und Lösungen finden, die für alle Seiten akzeptabel und praktikabel sind. Durch tragbare Vereinbarungen, in die alle Betroffenen eingebunden sind, kann einer gewaltsamen Eskalation der Konflikte vorgebeugt werden. Mit der Unterstützung des ZFD-Projekts haben sich aus diesem Grund 2015 dreizehn Interessengruppen gebildet, sechs in Karamoja, sieben in Teso, an denen über 60 Institutionen und Organisationen beteiligt sind. Dadurch, dass alle Konfliktparteien involviert sind, haben die Interessengruppen in der Bevölkerung zunehmend Gewicht. So können sie Trennlinien überwinden und in Konflikten vermitteln. Dies geschieht beispielsweise durch Dialogplattformen, Mediationsprozesse und der Aufarbeitung und Verbreitung von Informationen zu Rechten und Pflichten der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Institutionen im Zusammenhang mit Landbesitz oder Landnutzung. Ergänzend dazu wird einmal jährlich ein „Multistakeholder-Meeting“ für lokale, regionale und nationale Akteure ausgerichtet, um aktuelle Entwicklungen zu diskutieren und stimmige Maßnahmen und Strategien zu erarbeiten. Der ZFD unterstützt diesen Prozess inhaltlich, finanziell und logistisch.

Projektpartner

Action for Community Development (ACD)
Church of Uganda - Teso Dioceses Planning and Development Office (CoU-TEDDO)
Community Livestock Integrated Develoment Consultancy (CLIDE)
Elders Forum for Peace and Development Amuria (EFPDA)
Iteso Cultural Union (ICU)
Karamoja Development Forum (KDF)
Karamoja Initiative for Sustainble Peace (KISP)
Kolir Women Development Organization (KOWDO)
Kotido NGO Forum
Teso Karamoja Women Initiative for Peace (TEKWIP)
Teso Women Peace Activists (TEWPA)

Projektstandorte

Kampala
Moroto
Region Karamoja
Region Teso
Soroti

Zielgruppen

Konfliktparteien sowie allgemeine Bevölkerung auf lokaler Ebene vertreten durch informelle, traditionelle und formelle Akteurinnen und Akteure (zivilgesellschaftliche Organisationen inklusive Frauenorganisationen, Interessensgruppen, Vertreterinnen und Vertreter der Lokalregierungen und traditionelle Autoritäten)

ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)

7

Stand

4. Quartal 2023