Der Krise die Stirn bieten: Stärkung von Mitwirkung, Verantwortung und Rechtsstaatlichkeit
ZFD-Akteur
Projektland
Projektlaufzeit
2016 bis 2022Konfliktkontext: Trotz ihres Rohstoffreichtums gehört die Zentralafrikanische Republik (ZAR) zu den ärmsten Ländern der Erde. Dies hängt stark mit der politischen Instabilität des Landes zusammen. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 sind gewaltsame Machtwechsel in der ZAR die Regel. Ende 2012 nahmen die gewaltsamen Auseinandersetzungen um die politische Macht massiv zu. Die muslimisch dominierte Rebellenallianz Seleka stürzte Präsident und Regierung. Die ohnehin schwache staatliche und gesellschaftliche Ordnung brach zusammen. Es kam zu Übergriffen und schweren Menschenrechtsverletzungen, gehäuft in überwiegend christlichen Stadtvierteln und Ortschaften. Als Reaktion auf diese Gewalt bildeten sich Anti-Balaka genannte Milizen, die sich mehrheitlich aus der christlichen Bevölkerung rekrutierten. Diese brachten im Dezember 2013 die Hauptstadt Bangui mit Gewalt unter ihre Kontrolle. Der von den Seleka ernannte Präsident musste zurücktreten. Er wurde durch die Interimspräsidentin Catherine Samba-Panza abgelöst. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen mündeten in einen Bürgerkrieg und eine humanitäre Katastrophe. Bei den Präsidentschaftswahlen 2015/16 wurde der parteilose Faustin-Archange Touadéra zum Präsidenten gewählt. Doch weder ihm und der neuen Regierung noch internationalen Vermittlungsbemühungen und Missionen gelingt es, das Land zu stabilisieren. Anfang 2019 konnte zwar ein Friedensabkommen zwischen Regierung und 14 Rebellengruppen unterzeichnet werden, doch die Lage bleibt instabil und angespannt. In allen Landesteilen kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Rund 600.000 Menschen sind in andere Länder geflohen, weitere 700.000 sind Vertriebene im eigenen Land. Der Konflikt in der ZAR wird oft vorschnell als Konflikt zwischen den Religionen angesehen. Doch die Ursachen sind sehr vielschichtig: Es geht im Wesentlichen um Zugang zu Macht, zu Ressourcen und zu Informationen. Zwar wird die Religion oft dazu missbraucht, ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen und neue Rebellen zu mobilisieren, sie bildet aber nicht die Grundursache für gewalttätige Übergriffe. Die Situation des Landes ist durch regional sehr unterschiedliche Lebensrealitäten geprägt, was dadurch auch sehr unterschiedliche Konfliktherde hervorbringt.
Projekt: Der ZFD ist erst seit wenigen Jahren in der Zentralafrikanischen Republik präsent. Die Projektaktivitäten begannen in der Hochphase der Gewalt. Trotz aller Widrigkeiten will das Projekt einen Beitrag dazu leisten, gesellschaftliche Spaltung zu überwinden und ein friedliches Miteinander zu fördern. Dazu zählt auch, vergangene und aktuelle Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und zu bearbeiten, die Menschen bei der Aufarbeitung von Gewalterfahrungen zu unterstützen sowie Geflüchtete und Ex-Kombattanten wiedereinzugliedern. Ein großer Teil der zentralafrikanischen Bevölkerung lebt mit Gewalterfahrungen und hat dadurch nahestehende Menschen verloren. ln der ZAR gab es allerdings bis 2015 keinerlei psychologische Ausbildungsmöglichkeiten. Demzufolge gibt es zu wenig Angebote, die erlittenen Traumata aufzuarbeiten. Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen entwickelt der ZFD in der ZAR ein Konzept zur psychosozialen Begleitung von Opfern von psychischer und physischer Gewalt und / oder Ausgrenzung. Im Gegensatz zu dem in den Medien immer wieder hervorgehobenen „Krieg der Religionen“, besteht in der ZAR ein sehr hohes Potential für interreligiöse Kooperationen, insbesondere gibt es eine große Bereitschaft zu gemeinsamen Aktivitäten, die den sozialen Zusammenhalt fördern und der voranschreitenden Entfremdung entgegenwirken. Verschiedene Strukturen der katholischen Kirche sind in der ZAR ZFD-Partnerorganisationen. Dezentrale katholische Strukturen gibt es fast im ganzen Land. Sie sind in gleicher Weise um religionsübergreifende Kooperation bemüht wie auch andere zivilgesellschaftliche Akteure und Vertreter und Vertreterinnen anderer Religionen. Allen Friedensakteurinnen und -akteuren ist klar, welch integratives Potenzial religiöse Strukturen bieten, und dass sie die Grundlage für Verständigung und Versöhnung schaffen können. Auch die „Plattform der Religionsgemeinschaften der Zentralafrikanischen Republik“ (PCRC), die von drei religiösen Würdenträgern (katholisch, evangelisch und muslimisch) gegründet wurde, zählt daher zu den Partnern des ZFD. Die PCRC nutzt insbesondere das Radio, um Menschen in allen Landesteilen für interreligiösen Dialog, Versöhnung und demokratische Mitwirkung zu gewinnen. Einige der lokalen ZFD-Partnerorganisationen engagieren sich in besonderem Maße auch in der Jugendarbeit, wie zum Beispiel die „Gemeinschaft der Spiritaner“ und „Les Freres Centrafricains“ (LFC). LFC ist ein Zusammenschluss ehemaliger Fußballspieler, die den Sport nutzen, um Jugendliche zu erreichen und sie für ein Leben in einer Gesellschaft jenseits von Krieg und Gewalt zu gewinnen.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
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Dieses Projekt wird mit Mitteln aus der Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.