Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen: Aufarbeitung in Zentralamerika
ZFD-Akteur
Projektland
Projektlaufzeit
2020 bis 2023Konfliktkontext: Viele Konflikte, einschließlich ihrer Ursachen und Folgen, ähneln sich in den Ländern des „Nördlichen Dreiecks Zentralamerikas“ (EI Salvador, Guatemala, Honduras) wie auch im Süden Mexikos. Das Leben ist stark von Ungerechtigkeit und Gewalt geprägt. Instabile politische Verhältnisse, schwache staatliche Institutionen, Korruption, Menschenrechtsverletzungen und organisierte Kriminalität bestimmen das gesellschaftliche Geschehen. Eine Kultur der Straflosigkeit ist verbreitet: Straftaten werden oft nicht verfolgt und geahndet. ln allen Ländern herrscht ein hohes Maß an Gewalt im Alltag, vor allem gegenüber Frauen. Ein Kernproblem ist die soziale Ungleichheit, die bestehende, teils auch zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich: Einkommen, Eigentum und Landbesitz sind extrem ungleich verteilt. Ungelöste Fragen um Landtitel und Raubbau an der Natur verschärfen die Situation. Von den Konflikten am meisten betroffen sind in den Städten Bewohnerinnen der ArmensiedIungen, auf dem Land landlose Familien. El Salvador und Guatemala leiden außerdem unter den Schatten der zurückliegenden Bürgerkriege. Anfang der 1990er-Jahre wurden die Kriege zwar beendet, doch die Kriegsverbrechen wurden nicht ausreichend aufgearbeitet. Die Verantwortlichen wurden zum großen Teil weder identifiziert noch verurteilt. Die zahlreichen Opfer erhielten keine Wiedergutmachung und viele Menschen sind bis heute traumatisiert. Versöhnung wurde nicht erreicht. Das Geschehene wurde und wird weitgehend verdrängt, prägt das Leben daher umso mehr.
Projekt: Vergangenheitsaufarbeitung ist Voraussetzung für den Neustart einer Nachkriegsgesellschaft in eine friedliche Zukunft. Sie steht daher im Mittelpunkt des ZFD-Regionalprogramms Zentralamerika, das sich derzeit auf El Salvador und Guatemala konzentriert. Die unterstützten Partnerorganisationen engagieren sich allesamt in der Aufarbeitung der Vergangenheit, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das „Museum Wort und Bild“ in der Hauptstadt El Salvadors konzipiert Ausstellungen, die erklären, aufdecken und zur kritischen Auseinandersetzung anregen. Außerdem werden Workshops an Schulen zu konstruktiver Konfliktbearbeitung und Weiterbildungen für Lehrkräfte angeboten. Die Sozialpastoral des Vikariats Petén (Guatemala) hilft der ländlichen Bevölkerung unter anderem mittels Theaterarbeit, das erlittene Leid zu bewältigen und Auswege aus aktuellen Konflikten um Land zu finden. Das Menschenrechtsbüro der Erzdiözese Guatemala-Stadt leistet bereits seit den 1990ern wichtige Beiträge zur Aufklärung der Bürgerkriegsgräuel. So wurden unter anderem Zeitzeugenberichte von über 6.000 Opfern erfasst. Damit wurde deren Leid gewürdigt, zugleich wurden Grundlagen für die Strafverfolgung der Täter geschaffen. Zur Aufarbeitung gehört auch, an die Zukunft zu denken, daher fließen die Lehren aus der Vergangenheit in vorbeugende Friedensarbeit ein. Partner des ZFD entwickeln Bildungsangebote, in denen Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen, wie sie friedliche Wege aus Konflikten finden. Das „Zentrum für Menschenrechtsaktionen“ in EI Salvador und das „Zentrum Bartolomé de las Casas“ in Guatemala fördern den Dialog zwischen den Generationen über das Tabuthema Bürgerkrieg. Dieser Prozess trägt ebenfalls dazu bei, die Traumata der Vergangenheit, die auch auf der jungen Generation lasten, aufzulösen.
Projektpartner
Projektstandorte
Zielgruppen
ZFD-Fachkräfte (im Einsatz)
9Weitere Informationen
Das Regionalprogramm „Vergangenheitsarbeit in Zentralamerika und Süd-Mexiko“ wird in zwei Phasen durchgeführt. Es startet in El Salvador und Guatemala. Später werden Honduras und Süd-Mexiko angeschlossen. Ziel ist es, länderübergreifend zu lernen und Erfahrungen und Konzepte der Vergangenheitsbewältigung auszutauschen.